- Kanāris
Kanāris, Konstantin, griech. Freiheitskämpfer und Staatsmann, geb. 1790 auf der Insel Ipsara, gest. 15. Sept. 1877 in Athen, war Kapitän eines kleinen Kauffahrteischiffs. Als 1822 Chios den Türken unterlegen war, zerstreute K. mit zwei Brandern in der Nacht vom 18.–19. Juni die noch vor der Insel liegende türkische Flotte und sprengte das Admiralschiff in die Luft. Ebenso steckte er 22. Nov. 1822 bei Tenedos das türkische Admiralschiff in Brand. Von den Ephoren seiner Heimat nahm er nur einen Lorbeerkranz an. Nachdem 1824 Ipsara in die Gewalt der Türken gefallen und mehrere Versuche, ihre Flotte in Brand zu stecken, mißglückt waren, diente K. als Branderführer unter Miaulis, verbrannte 17. Aug. am Kap Trogilion eine große türkische Fregatte nebst mehreren Transportschiffen und rettete dadurch Samos. Seinen Plan, 1825 die ägyptische Flotte, die im Hafen von Alexandria lag, um die Truppen Mehemed Alis nach Morea überzuführen, dort zu verbrennen, vereitelte der Wind. 1826 befehligte er die Fregatte Hellas, und 1827 ward er in die Nationalversammlung gewählt. Kapo d'Istrias ernannte ihn 1828 zum Kommandanten Monembasias und eines Geschwaders von Kriegsschiffen. Nach des Präsidenten Ermordung (im Oktober 1831) zog er sich nach Syra zurück. 1847 ernannte ihn König Otto zum Senator; auch war K. mehrmals, zuletzt 1854–55, Marineminister. Im Januar 1862 bildete er ein neues Ministerium und legte dem König ein liberales Programm vor, dessen Ablehnung ihn bewog, sich im Oktober dem Aufstand gegen Otto anzuschließen und in die provisorische Regierung einzutreten. Er war einer der Deputierten, die König Georg I. 1863 die Krone antrugen, und stand 1864–65 an der Spitze von zwei kurzlebigen Ministerien. Als nach Ausbruch des russisch-türkischen Krieges sich die Parteien im Juni 1877 in Patriotismus vereinigten, stellten sie den alten Seehelden an die Spitze des Koalitionsministeriums, in dem er die Marine übernahm; doch starb K. bald darauf.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.