- Apulējus
Apulējus, röm. Rhetor, geb. um 125 n. Chr. zu Madaura in Numidien, genoß den ersten Unterricht in Karthago, studierte in Athen namentlich Platonische Philosophie und ließ sich nach weiten Reisen in Rom als Sachwalter nieder. Hier entstand sein Hauptwerk, die »Metamorphoses« in 11 Büchern (auch »De asino aureo« [»Vom goldenen Esel«] benannt, hrsg. von van der Vliet, Leipz. 1897; übersetzt von Rode, Berl. 1783), ein phantastisch-satirischer Sittenroman, dessen Grundlage ein griechischer Roman bildet. Von den zahlreichen Episoden ist die schönste das freilich nicht von ihm selbst erfundene Märchen von »Amor und Psyche« (besonders hrsg. von O. Jahn, 3. Aufl., Leipz. 1883; übersetzt von Jachmann, mit 46 Radierungen von Klinger, Münch. 1881; Marquardt, Gotha 1881; Mosbach, Berl. 1886); vgl. Zinzow, Psyche und Eros (Halle 1881). Nach Afrika zurückgekehrt, heiratete er die bedeutend ältere Mutter eines Freundes und zog sich dadurch seitens der Verwandten die Anklage als Zauberer zu, die er in der erhaltenen Apologie »De magia« (s. unten) zurückweist. Später nahm er als Provinzialpriester des Kaiserkults seinen Sitz in Karthago, von wo aus er nach Sophistenweise als Wanderredner und -Lehrer umherzog. Eine Anschauung von dieser Tätigkeit geben die »Florida«, eine Blumenlese aus seinen Reden (mit »De magia« hrsg. von van der Vliet, Leipz. 1900). Ferner besitzen wir von ihm mehrere philosophische Schriften (hrsg. von Goldbacher, Wien 1876): »De deo Socratis« (über den Dämon des Sokrates; hrsg. von Lütjohann, Greifsw. 1878), »De dogmate Platonis« und »De mundo«; sie bekunden, daß ihm eigentliche wissenschaftliche Bildung und kritisches Urteil nicht zu Gebote standen. Zahlreiche Schriften sind verloren, andre ihm untergeschoben. Seine Sprache ist, besonders in den Metamorphosen, schwülstig und bis zur Geschmacklosigkeit affektiert und altertümelnd. Gesamtausgaben von Oudendorp (Leiden 1786–1823, 3 Bde.) und Hildebrand (Leipz. 1842, 2 Bde.). Nach dem Märchen des A. entwarf Raffael seinen herrlichen Freskenzyklus »Geschichte der Psyche« in der Villa Farnesina zu Rom.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.