Kamenz

Kamenz

Kamenz, 1) Stadt in der sächs. Kreish. Bautzen, Amtsh. K., eine der sogen. Vierstädte der Oberlausitz, an der Schwarzen Elster, Knotenpunkt der sächsischen, bez. preußischen Staatsbahnlinien Arnsdorf-K., K.-Straßgräbchen und K.-Bischofswerda sowie Lübbenau-K., 243 m ü. M., hat 4 evang. Kirchen (darunter eine wendische) und eine kath. Kirche, Rathaus mit Bibliothek und Sammlung kirchlicher Altertümer, ein Denkmal Lessings, der hier geboren ist, Realschule, Tuchmacherschule, Lessingstift (Krankenhaus), Amtsgericht, Wollspinnerei, Wollwäscherei, Fabrikation von Kunstwolle, Hüten, Buchdruckmaschinen, Tonwaren, Zementsteinen und Glas, Glasmalerei mit Glasraffinerie, Elektrizitätswerk, Gärtnerei, Granitbrüche und (1900) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 178) 9726 meist evang. Einwohner. – K. hieß die um 1200 auf dem Felsen erbaute Burg, und der Name übertrug sich von ihr auf die bald danach vom Erbauer jener Burg zur Stadt erhobene Siedelung am Flusse, die nach einem Brande vor 1225 an einer höher gelegenen Stelle neu aufgebaut wurde. Von der Familie des Gründers, der sich v. Kamenz nannte, kam die Stadt 1318 an die Mark Brandenburg, 1319 an Böhmen, ward eine dem Landesherrn unmittelbar unterstehende »freie« Stadt, trat als solche 1346 dem Sechsstädtebund (s. d.) bei und verlor 1547 infolge des »Pönfalls« (s. d.) ihre Güter und Rechte. 1635 kam sie an Kursachsen. Durch die Brände 1706 u. 1842 wurde die Stadt fast ganz in Asche gelegt. Vgl. »Urkundenbuch der Städte K. und Löbau« (»Codex diplom. Saxoniae regiae«, Bd. 7, Leipz. 1883). – 2) (Kamienica) Dorf und Gut im preuß. Regbez. Breslau, Kreis Frankenstein, an der Pause und unweit der Neiße, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Breslau-Mittelwalde und Ziegenhals-Raudten sowie der Kleinbahnlinie K.-Reichenstein, 262 m ü. M., hat eine evangelische (zum Schloß gehörige) und eine kath. Kirche, Oberförsterei (in Laubnitz), eine Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen und für Holzstoff und (1900) 919 Einw. Die ehemalige reiche Cistercienserabtei ward 1094 von Herzog Břetislaw gegründet und 1810 aufgehoben. Von den Gebäuden stehen nur noch die Prälatur und Kirche. Auf einem Hügel hinter dem Kloster liegt das umfangreiche Schloß, das die 1883 verstorbene Prinzessin Marianne der Niederlande, geschiedene Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen, hier ausführen ließ. An der Nordseite steht ein Siegesdenkmal, dahinter liegt ein Park. Das Schloß ist jetzt Eigentum des Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braunschweig. In der ehemaligen Klosterkirche soll Friedrich d. Gr. durch den Abt Tobias Stusche vor den Österreichern gerettet worden sein, indem ihn dieser in ein Chorkleid steckte und mit den Geistlichen die Metten singen ließ, während die Kroaten nach ihm die Kirche durchsuchten. Vgl. Frömmrich, Kurze Geschichte der ehemaligen Cistercienserabtei K. in Schlesien (Glatz 1817); Grünhagen, Aus dem Sagenkreise Friedrichs d. Gr. (Bresl. 1864).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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