- Johann von Gaunt
Johann von Gaunt (spr. gaont, d. h. Gent), dritter Sohn König Eduards 1 II. von England, geb. 24. Juni 1340 in Gent, als sein Vater in Flandern weilte, gest. 3. Febr. 1399, heiratete 1359 Blanche, die Erbin des Herzogtums Lancaster (gest. 1369), und ward 1362 selbst zum Herzog von Lancaster ernannt. Aus dieser Ehe stammt Heinrich Bolingbroke, der 1399 als Heinrich IV., der Erste aus dem Hause Lancaster, den englischen Thron bestieg. In zweiter Ehe vermählte sich J. 1372 mit Konstanze, Tochter des 1369 getöteten Pedro des Grausamen von Kastilien, und legte sich den Titel eines Königs von Kastilien zu, unterlag aber Heinrich II. von Trastamare, dem Halbbruder Peters. Gegen das Ende der Regierung seines Vaters Eduard (gest. 1377) wurde J. die einflußreichste Persönlichkeit im Lande; seine Opposition richtete sich vornehmlich gegen seinen ältesten Bruder, Eduard (gest. 1376), den »Schwarzen Prinzen«, und gegen die hohe Geistlichkeit. Aber obwohl er es mit Wiclif und seinen Anhängern hielt, blieb er doch so unpopulär, daß gelegentlich des Aufstandes von Wat Tyler sein Londoner Palast 12. Juni 1381 verbrannt ward. Des Schwarzen Prinzen Sohn Richard II., seit 1377 Nachfolger seines Großvaters, sandte den ehrgeizigen Oheim ein zweites Mal nach Kastilien; dort vertrug sich J. 1387 mit dem Sohne seines siegreichen Gegners auf Grund der Anerkennung der künftigen Erbfolge von Johanns Tochter Katharina, die später Heinrich III. von Kastilien heiratete. Von Richard II. wieder mit mehr Vertrauen bedacht und zum Herzog von Aquitanien ernannt, wurde er mehrmals als Gesandter nach Frankreich geschickt. 1396 nahm er in dritter Ehe seine Haushälterin Katharina Swynford zur Frau, mit der er schon vorher 3 Söhne und 1 Tochter erzeugt hatte, die 1397 legitimiert wurden. Ein Nachkomme des ältesten dieser Söhne war der spätere König Heinrich VII. Vgl. S. Armitage-Smith, John of Gaunt, King of Castile and Leon (Lond. 1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.