Jagdzeug

Jagdzeug

Jagdzeug, das zur Jagd erforderliche Gerät, im engern Sinne die zur Herrichtung von eingestellten Jagden nötigen Tücher, Netze und Lappen. Man unterscheidet: 1) Blendzeuge, die das Wild zurückscheuchen; dahin gehören: a) die Federlappen, bestehend aus zwei weißen und einer dunkeln Feder, die zusammen in ca. 1 m Abstand an einer Leine eingeknüpft sind: b) Tuchlappen, bestehend aus etwa 0,5 m im Quadrat großen Lappen von grauer Leinwand, die in etwa 1 m Abstand an einer Leine oben festgenäht sind. Jetzt verwendet man vielfach lange, schmale, verschieden gefärbte Lappen. Man richtet diese Lappen möglichst frei, damit sie schon von weitem vom Wild gewahrt werden, auf den Linien, über die es nicht fortfliehen soll, indem man die Leine um dort stehende Bäume schlingt oder sie auf 15 Schritt entfernte, in die Erde geschlagene Stellstangen hängt. Für Rotwild werden sie 1,5 m, für Rehe 1 m, für Hafen und Füchse 0,5 m hoch angebracht. Sicherer erreicht man bei Hochwild den beabsichtigten Zweck durch Dublieren, d. h. Aufhängen zweier Lappenleinen übereinander, so daß die untere etwa 0,75 m vom Boden entfernt ist. Besonders bei windigem Wetter läßt sich das Wild durch die hin und her wehenden Lappen scheuchen; wird es aber stark beunruhigt, so respektiert es diese nicht mehr; auch kann man es in einer Lappstatt nicht über Nacht halten, weil im Dunkeln die Lappen nicht blenden. Man benutzt daher 2) Sperrzeuge, um das Wild in einem Distrikt so festzuhalten, daß es selbst mit Gewalt nicht zu entweichen vermag. Sie bestehen: a) aus den Tüchern (dunklem Zeug) und zwar hohen Tüchern für Rot- und Damwild, die etwa 3 m hoch, und halben Tüchern für Rehe und Sauen, die etwa 2 m hoch stellen. Sie werden aus starker Leinwand gefertigt, die oben und unten um eine Saumleine genäht ist. Damit sich das Tuch schieben und prall stellen läßt, sind an diesen Saumleinen eiserne Ringe festgenäht (Ringtücher), oder es ist daran ein Gemäsch aus starkem Bindfaden angebracht (Gemäschtücher). Durch die Ringe oder das Gemäsch ist oben und unten eine starke Leine (Arche) gezogen, die etwa 30 m länger sein muß als das Tuch. Um die Tücher aneinander zu befestigen, sind in den Enden (Wechseln) Bindlöcher und Knebel angebracht; fehlen letztere, so wird durch die Bindlöcher eine Leine (Wechselleine) oder eine fingerstarke Gerte (Wechselrute) gezogen. Zur Richtung eines Tuches gehören elf starke Stellstangen, die oben eine kleine Gabel oder eine tiefe Kerbe haben und so lang sein müssen, daß sie, etwa 0,3 m in die Erde gestoßen, die Höhe des Tuches haben. Rolltücher benutzt man, um das Wild aus der Stellung heraus auf den Lauf zu lassen. Das Rolltuch stellt 150 Schritt, besteht aber aus fünf Abteilungen, die an den Enden (Wechseln) mit Bindlöchern und Knebeln versehen sind. An jedem Wechsel stehen zwei Mann, die auf Kommando diese auf- oder zuknebeln und mit dem Tuch wie mit einem Vorhang so nach rechts und links laufen, daß die Tuchwand je nach Bedürfnis geöffnet oder geschlossen ist. Denselben Zweck kann man auch mit einem gewöhnlichen Tuch erreichen, wenn man es als Schnapptuch stellt. Die Stellstangen (Schnappstangen) müssen besonders stark und gut in der Erde befestigt, auch oben mit Rollen versehen sein, über welche die an der Oberleine befestigten Windleinen laufen. Mit Anziehen oder Nachlassen derselben kann das mit der Unterleine an der Erde festgeheftete Tuch nach Bedarf schnell gehoben und auch wieder bis auf den Boden herabgesenkt werden. b) Die Netze (lichte Zeuge) sind Prellnetze, deren Maschen spiegelut sind, d. h. aufrecht stehende Rechtecke bilden, oder Fangnetze, bei denen sie verschobene Vierecke bilden Man verbindet diese aus starkem Bindfaden gestrickten, auf einer Ober- und Unterleine verschiebbaren Netze an den Enden (Wechseln) mittels einer durch die Maschen gesteckten Wechselrute und stellt sie wie die Tücher. Gewöhnlich gebraucht man sie zum Dublieren der Kammern, in denen das Wild auf einen kleinen Raum zusammengebracht ist, wo die Stellung daher besonders gesichert werden muß. Beim Dublieren auf Rotwild werden die Netze nach außen, auf Sauen dagegen nach dem Innern des Jagens dicht an die Tücher gestellt, damit die Hirsche sich nicht mit den Geweihen in den Maschen der Netze verwickeln und die Sauen nicht mit ihren Gewehren die Tücher aufschlitzen können. Zum Fangen des Wildes sind nur die Fangnetze verwendbar, sie werden aber dann nicht prall, sondern busig, d. h. so lose gerichtet, daß sie nur zwei Drittel der Höhe und der Länge stellen; auch müssen die Stellstangen (Fangstangen), auf denen sie mit der Oberleine an kleinen Zapfen hängen, das Herabgleiten gestatten, sobald Wild in das Netz fällt. damit die Oberleine hinter dem Wild herabrutscht und sich letzteres in dem Busen des Netzes verwickelt. Über die Verwendung des Jagdzeugs s. Hauptjagen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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