Igorrŏten

Igorrŏten

Igorrŏten, malaiischer Volksstamm auf der nordwestlichen Seite der Insel Luzon (Philippinen), in der Berglandschaft, vielleicht ein Mischstamm aus tagalischem und chinesisch-japanischem Blut, auf 35–40,000 Seelen geschätzt. Die I. sind untersetzt, von kastanienbrauner Hautfarbe, auf Händen, Armen und Brust häufig dicht graublau tätowiert, das schwarze Haar wird außer am Kopf ausgerissen. Als Kleidung tragen sie einen Lendenschurz und ein Mantelluch, um den Kopf eine turbanartige Binde. Als Waffen dienen selbstgeschmiedete eiserne Hackmesser, Speere, Bogen und hölzerne Schilde. Sie wohnen in großen Pfahldörfern und bauen mit künstlicher Bewässerung Reis, Mais, Bataten, Tabak, in einigen Gegenden auch Zuckerrohr, Mango, Orangen. Ihre Haustiere sind: Pferde, Schweine (beide mit Vorliebe verzehrt), Rinder, Hunde, Hühner. Salz gewinnt man aus Quellen, alkoholische Getränke aus Reis und Zuckerrohr. Hausgeräte stellt man aus Eisen, Kupfer, Ton, noch mehr aus Holz her. Große Kunstfertigkeit zeigen sie im Schnitzen, Spinnen, Weben und Flechten (s. Tafel »Rauchgeräte der Naturvölker II«, Fig. 3 u. 4). Im Bergbau auf Eisen, Kupfer, Zink und Gold übertreffen sie alle andern Malaien. Ihre sehr geschickten Schmiede wohnen fernab in den Wäldern. Die I. leben in Monogamie. Die Leichen werden in hölzernen Särgen bestattet. Die Seele wird ein Anito, ein harmloses Gespenst in menschlicher oder tierischer Gestalt; das des Familienältesten ist indes sehr gefürchtet. Sie verehren einen in der Sonne, im Mond und auf den Sternen wohnenden Gott, aber ohne Kultus. Als Schamanen fungieren Männer und alte Weiber, die ihre Wissenschaft vererben und mit den Reichsten die oft noch fast ganz unabhängige Regierung eines Dorfes bilden. Bei Rechtsstreitigkeiten entscheiden Gottesurteile. In den abgelegenern Gegenden wird Kopfjägerei betrieben. Das Christentum macht langsame Fortschritte. Die Spanier kamen mit den I. zuerst 1660 in Berührung, aber erst 1829 haben sie Fuß im Lande fassen können, ohne daß die Kämpfe damit aufhörten. Von der spanischen Regierung wurden sieben Schulen errichtet. Vgl. Blumentritt, Versuch einer Ethnographie der Philippinen (Gotha 1882); Hans Meyer, Eine Weltreise (Leipz. 1885).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Igorroten — Igorroten, Volksstamm malaiischer Abstammung in Nord Luzon, durch Kopfjagden berüchtigt, geschickt im Bergbau und der Schmiedekunst …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Игорроты — (Igorroten) племя в Сев. Люсоне (Филиппинские острова). Происходят от переселившихся малайцев, которые оттеснили коренное население, негритосов, но позже были прогнаны новыми малайскими переселенцами от берегов во внутрь …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Philippīnen — (Islas Filipinas), nördlichste Inselgruppe des Indischen Archipels, früher spanisch, seit 1898 im Besitz der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 5 und 21° nördl. Br. und 117°16´ 126°53´ östl. L., im W. vom Chinesischen Südmeer, im O. vom… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Frauenbünde — (Frauenhäuser). Als Seitenstück zu den Geheimbünden und geheimen Gesellschaften der Männer und den Männerhäusern (s.d.) haben sich bei vielen Naturvölkern Organisationen von Angehörigen des weiblichen Geschlechts herausgebildet, die jenen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ginanen — (Guinanen), Volksstamm in den Distrikten Abra, Saltan und Bontok des nördlichen Teils der Insel Luzon (Philippinen), sind den Igorroten verwandt und wie diese Kopfjäger. Ihre Waffen und Werkzeuge sind Handbeile (Aligua) von eigentümlicher Form (s …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Luzon — Luzon, die größte und wichtigste Insel der Philippinen (s. Karte »Hinterindien«), zwischen 121/2 19° nördl. Br. und 120°20´ 124° östl. L., mit den Küsteninseln 108,882 qkm mit (1899) 3,708,350 Einw. Die Insel besteht aus einem großen nördlichen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Itak — Itak, hackmesserartiges Werkzeug, Waffe der Igorroten …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Luzon — Luzōn, Manila, die Hauptinsel der Philippinen, mit den kleinen Nebeninseln 109.206 qkm, (1903) 3.798.507 E.; im S. und auf der südöstl. Halbinsel Camarines stark vulkanisch, im noch tätigen Vulkan Mayon bis 2715 m hoch; bedeutende Flüsse Pasig… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Philippinen — Philippīnen, nördlichste, den Ver. Staaten von Amerika gehörige Inselgruppe des Malaiischen Archipels [Karte: Ostasien I], ca. 2000 Inseln (die größten Luzon, Mindanao, Mindoro, Palauan, Samar, Panay, Negros, Zebu, Leyte u.a.), mit den Suluinseln …   Kleines Konversations-Lexikon

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