- Heilige Allianz
Heilige Allianz (Heiliger Bund), der Bund, der nach der zweiten Besiegung Frankreichs (s. Deutscher Befreiungskrieg, S. 729) auf Anregung des Zaren Alexander I. von den drei Monarchen Rußlands, Österreichs und Preußens in Paris 26. Sept. 1815 ohne amtliche Vermittelung ihrer Minister geschlossen wurde. Gedacht war ein großer Fürstenbund, in dem die Grundsätze des Christentums als das höchste Gesetz des Völkerlebens gelten sollten. Nur von diesen allgemeinen Dingen ist in der Vertragsurkunde die Rede, von bestimmten Leistungen der Stifter aber nicht. Am Schluß der Urkunde wird der Wunsch ausgesprochen, daß alle christlichen Souveräne Europas der Allianz beitreten und die Grundsätze derselben zu den ihrigen machen möchten. Demgemäß wurde der Sultan nicht zum Beitritt aufgefordert, aber auch der Papst nicht, dem man wohl eine Allianz mit schismatischen und ketzerischen Fürsten nicht zumuten mochte. Die meisten Fürsten traten bei, nur der Prinz-Regent von England nicht, weil die englische Verfassung eine bloß persönliche Verpflichtung des Staatsoberhauptes nicht zulasse. Eine reaktionäre, freiheits- und volksfeindliche Tendenz lag der Heiligen Allianz ursprünglich fern. Die spätere Wirksamkeit des Bundes auf das äußere und innere Staatsleben während der sogen. Restaurationsepoche bestand aber darin, daß durch eine gemeinsame Kongreß- und Interventionspolitik nicht nur die Revolution, sondern auch die Ausbildung aller freiheitlichen Institutionen verhindert wurde. Diese Unterdrückungspolitik ging aber weniger von Rußland als von dem österreichischen Minister Metternich aus. Die griechische und belgische Frage und andre Ereignisse haben dann bald den Bund der Souveräne gelockert. Vgl. Mühlenbeck, Etude sur les origines de la Sainte-Alliance (Straßb. 1887).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.