Haussaländer

Haussaländer

Haussaländer (Haussastaaten), bis vor kurzem der größte unter Einem Herrscher vereinigte zentralafrikanische Staatenbund, zwischen 6–15° nördl. Br. u. zwischen dem Meridian von Greenwich bis über den 15.° östl. L. hinaus, ein Gebiet von 664,780 qkm (12,073 QM.) mit 18 Mill. Einw., bestehend aus den durch verwandtschaftliche Bande ihrer Herrscher eng verknüpften Staaten Sokoto und Gando; bedeutend lockerer gehört dazu auch Adamaua (s. diese Artikel). Als »echte« Haussaprovinzen werden Biram, Daura, Gobir, Kano, Rano, Katsena und Zegzeg oder Saria angesehen; außerdem gibt es noch eine Reihe »unechter« (Zanfara oder Samhara, Kebi, Bautschi, Guari, Yāuri und Kororofa), die dem Sultan zu Sokoto als dem Beherrscher der Gläubigen (Sseriki-n-musulmin) einen Tribut in Sklaven, Pferden, Kaurimuscheln, kostbaren Gewändern, Zeugen, Gewehren u. a. entrichten. Den Hauptbestandteil der Bevölkerung bilden die Haussa (s. d.), deren Sprache im amtlichen Verkehr wie im täglichen Leben überall im Gebrauch ist, und die Fulbe; letztere sind die herrschende Klasse, da zu ihnen der Sultan gehört. In geringern Zahlen sind vertreten Tuareg, Mischlinge von diesen und Fulbe sowie Tukulör. – Ein einigermaßen einheitliches Reich haben die H., die um 1000 n. Chr. aus der südlichen mittlern Sahara (Aïr-Damerghu) südwärts in die Gebiete zwischen Niger, Bornu und Benue eingewandert waren, nach arabischen Geographen bereits um 1350 gebildet; allmählich zerfiel es in eine Menge kleinerer Staaten, unter denen sich namentlich Kano und Katsena im 16. Jahrh. durch Kultur auszeichneten. Der Islam fand kurz nach 1400 Eingang in die H. Das schon im 14. Jahrh. vom mittlern Senegal her eingewanderte mohammedanische Hirtenvolk der Fulbe unterwarf seit 1802 unter 'Uthmân dan Fodio (Osman ibn Faudani; gest. 1817) sich das ganze Land; die alten Haussadynastien wurden nun überall durch sulbische Herrscher ersetzt. Hauptstadt des Gesamtreichs war Sokoto, dem das Anfang der 1820er Jahre erbaute Wurno manchmal vorgezogen ward. Nach dem Tode 'Uthmâns bekam Mohammed Bello die eigentlichen H. mit dem Sitz in Sokoto, während der jüngere Bruder, Abdallâhi, die am Mittellauf des Niger liegenden »unechten« H. (zu denen auch Nupe und Yoruba gerechnet werden können) mit dem Sitz in Gando erhielt. Die innere Verwaltung der einzelnen H. war unbeschränkt; Sokoto gebührten nur Jahrestribut und Heeresfolge. 1902 besetzten jedoch die Engländer Bidda, Kontagora und Yola, Anfang Februar 1903 auch Kano; damit ist die englische Macht vom Süden aus fast schon zum Mittelpunkt des verfallenden Sokotoreiches vorgedrungen. Die ersten zuverlässigen Nachrichten über die H. erhielten wir durch Barth, Rohlfs und Flegel. Vgl. Staudinger, Im Herzen der H. (Oldenb. 1889); C. H. Robinson, Hausaland, or fifteen hundred miles through the Central Soudan (Lond. 1896); Lippert, Tedzkiret en-nisiān (in den »Mitteilungen des Orientalischen Seminars«, Bd. 3; Berl. 1900); Lippert und Mischlich, Beiträge zur Geschichte der Haussastaaten, mit Karte (ebenda, Bd. 6; 1903); Schurtz im 3. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1901); Morel, Affairs of West Africa (Lond. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Fulbe — (Einzahl Pulo; bei den Mandingo Fulah, bei den Haussa Fellani, bei den Kanuri Fellata), ein durch Mittelafrika weitverbreitetes Volk unbekannter, wahrscheinlich hamitischer Abstammung (Morel, »Affairs of West Africa«, Lond. 1903, hält die F. für… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Káno — Káno, Provinz des Negerreichs Sokoto in Nordwestafrika, jetzt zur brit. Kolonie Nordnigeria gehörig, einer der fruchtbarsten (»Garten des Sudâns«) und bevölkertsten Teile des ganzen Sudân, 27,530 qkm groß mit 300,000 Einw. (Fulbe, das herrschende …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Haússastaaten — Haússastaaten, Haussaländer, das Gebiet zwischen der Sahara, der südl. Wasserscheide des Binuë, dem Niger und Bornu, in Nordwestafrika (Gando, Nupe, Sokoto, Adamaua etc.), 400.000 qkm, 4 Mill. E.; seit 1802 von den Fulbe beherrscht …   Kleines Konversations-Lexikon

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