Haß

Haß

Haß, als Gegenteil der Liebe (s. d.), die zum Affekt, bez. zur Leidenschaft gesteigerte Abneigung, die, wie alle Affekte, bei genügender Stärke auch äußerlich (in Haltung und Miene) zum Ausdruck kommt. Dem Hassenden ist der Anblick, ja oft schon der Gedanke an die Existenz des Gehaßten unerträglich, er sähe ihn am liebsten völlig vernichtet, und dieser Wunsch setzt sich bei gebotener Gelegenheit leicht in Taten um. Der höchste Grad des Hasses wird daher tödlicher H. genannt, und sehr treffend hat Darwin den Ausdruck des Hasses in Parallele gestellt mit der Haltung eines zum Angriff bereiten Tieres. Ist dabei das Gefühl des Widerwillens bis zum physischen Ekel gesteigert, so wird der H. zum Abscheu. Der H. kann sich aus einfacher, auf der Kollision oder dem Gegensatz bestimmter Interessen beruhender Gegnerschaft entwickeln, indem das Bewußtsein der Veranlassung allmählich verschwindet und nur der angeregte Affekt zurückbleibt (so enden Rechts- und andre Streitigkeiten oft in grimmigen H.), oder aus einer ursprünglichen, dem Hassenden selbst unerklärlichen Antipathie (s. d.) hervorgehen. In der letztern Form treffen wir den H. schon im Tierreich (z. B. zwischen Hunden und Katzen), ferner als Rassenhaß zwischen Menschen. Bekannt ist auch, daß verletzte Liebe bisweilen in H. umschlägt. Der Menschenhaß, der alle menschlichen Wesen als solche zum Gegenstand hat, kann, wenn er überhaupt vorkommt (Tiberius?), nicht mehr als normaler Seelenzustand, sondern nur als Äußerung eines völlig verkehrten Gefühlslebens betrachtet werden.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Haß — Haß, die Feindschaft gegen einzelne Menschen, die denselben zu schaden u. sie überhaupt zu demüthigen u. zu unterwerfen sucht. Er entsteht meist aus Neid u. Kränkungen u. äußert sich entweder als offener od. als geheimer H. Im Neuen Testament… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Haß — In der Zeitung steht alles. Man muß sie nur mit genug Haß lesen. «Elias Canetti» Die euch Haß predigen, erlösen euch nicht. «Marie von Ebner Eschenbach» Es ist ein glückliches Gefühl, für einen Haß, den wir bis dahin nur instinktmäßig nährten,… …   Zitate - Herkunft und Themen

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  • Haß — Haßm 1.einenHaßhaben=wütendsein.Von»Feindgesinnung«ist»Haß«weiterentwickeltzurBedeutung»heftigeAbneigung«.Oberdseitdemspäten19.Jh. 2.aufjneinenHaßhaben=jnnichtleidenkönnen.Oberd1870ff. 3.einen(seinen)Haßscheiben(schieben,schleifen)=sehrverärgertse… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Haß, der — Der Háß, des sses, plur. inus. ein hoher Grad der Neigung, aus der Wegschaffung eines Dinges oder aus dem Übel einer Person Vergnügen zu empfinden. Einen Haß auf jemanden werfen, wider ihn fassen, anfangen ihn zu hassen. Einen Haß auf jemanden,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Haß — Übernamen zu mhd. haz »feindselige Gesinnung, Hass«. Bekannter Namensträger: Hans Hass, österreichischer Zoologe und Meeresforscher (20./21.Jh.) …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Haß — Hass bitterer Hass жгучая ненависть Hass gegen j n haben [empfinden*, hegen высок..] ненавидеть кого л.; питать ненависть к кому л. Hass auf j n bekommen*, Hass gegen j n fassen возненавидеть кого л. sich (D) j s Hass zuziehen*, j s Hass auf sich …   Deutsche Rechtschreibung Änderungen

  • Haß — Hass bitterer Hass жгучая ненависть Hass gegen j n haben [empfinden*, hegen высок..] ненавидеть кого л.; питать ненависть к кому л. Hass auf j n bekommen*, Hass gegen j n fassen возненавидеть кого л. sich (D) j s Hass zuziehen*, j s Hass auf sich …   Wörterbuch Veränderungen in der deutschen Rechtschreibung

  • Udo Haß — (* 22. Dezember 1949 in Hermannshagen) war Fußballspieler im Deutschen Fußballverband der DDR. Für den FC Vorwärts Berlin/Frankfurt/O. spielte er in der Oberliga, der höchsten Spielklasse des DFV. Er ist zweifacher Junioren Nationalspieler. Haß… …   Deutsch Wikipedia

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