- Gravelotte
Gravelotte (spr. graw'lótt'), Dorf im deutschen Bezirk Lothringen, Landkreis Metz, hat eine kath. Pfarrkirche und (1900) 573 Einw. Hier fand 18. Aug. 1870 die dritte Schlacht um Metz (s. d. mit »Karte der Schlachten bei Metz«) statt; obwohl die Entscheidung des Tages nicht bei G., sondern bei St.-Privat fiel, so wird die Schlacht doch nach ersterm Ort gennant, weil während derselben das große Hauptquartier des Königs Wilhelm sich dort befand. Bazaine hatte seine Armee von 180,000 Mann nach der Schlacht von Vionville (s. d.) 16. Aug. näher an Metz heran auf dem Höhenrücken zwischen Roncourt und Rozérieulles in ausgezeichneter Defensivstellung aufgestellt. Deutscherseits waren von der ersten Armee das 7. und 8., von der zweiten das 3., 9., 10., 12. und Gardekorps zur Stelle, das 2. von Pont-à-Mousson in Anmarsch (210,000 Mann mit 726 Geschützen). Um den rechten französischen Flügel zu umfassen, bekam das 9. Korps Befehl, ihn mit Artillerie anzugreifen, während das Garde- und 12. Korps die Umgebung ausführen sollten. Doch die feindliche Stellung reichte nicht nur, wie man vermutete, bis Amanvillers, sondern viel weiter nach Norden, die Umgehung kostete viel mehr Zeit; so geriet die Artillerie des 9. Korps in große Bedrängnis, erlitt ungeheure Verluste und mußte zwei Geschütze in den Händen der Franzosen lassen. Auch die Infanterie hatte einen schweren Stand: die 18. Division kam nicht über Chantrenne, die 25. nicht über das Bois de la Cusse hinaus und mußte in ungünstigen Stellungen das verheerende Chassepotfeuer aushalten. Inzwischen hatten auch das 7. und 8. Korps den Kampf begonnen. Die tiefe, nur von einem schmalen, hohen Straßendamm durchschnittene Einsenkung des Mancetals erschwerte den Angriff auf die Höhe von Moscou und Point du Jour außerordentlich. Mit Mühe wurde der Pachthof St.-Hubert erobert und behauptet, ein unzeitgemäßes Vorgehen der 1. Kavalleriedivision auf Anordnung des Generals Steinmetz verursachte zeitweise eine allgemeine Stockung und Verwirrung, aber ein gegen Abend im Verein mit dem eben eingetroffenen 2. Korps unternommener allgemeiner Angriff der ersten Armee brachte den Berghang von Moscou und Point du Jour, jedoch nicht diese Gehöfte selbst in die Gewalt der Deutschen, die, durch die Dunkelheit gezwungen, das Gefecht abzubrechen, sich dicht vor den französischen Linien sammelten, um am andern Morgen den Kampf fortzusetzen. Währenddessen war auf dem linken Flügel bei St.-Privat bereits die Entscheidung zugunsten der Deutschen gefallen. Das Garde- und 12. Korps hatten am Nachmittag Ste. – Marie genommen, und während das letztere auf Roncourt marschierte, hatte der Kommandeur der Garde (Prinz August von Württemberg) die 3. Brigade zur Unterstützung des 9. Korps gegen Amanvillers vorgeschickt, mit den drei übrigen, ohne die Wirkung der Artillerie und die Umgehung der Sachsen abzuwarten, um 53/4 Uhr einen Angriff auf das festungsartig auf einer sanft ansteigenden Höhe liegende St.-Privat versucht, der trotz großer Verluste mißlang. Erst als die Artillerie das Dorf in Brand geschossen hatte und um 7 Uhr die Sachsen nach Einnahme Roncourts von Norden gegen St.-Privat vorgingen, hatte ein zweiter gleichzeitiger Angriff dieser und der Garde Erfolg. Der in der Luft schwebende rechte Flügel der Franzosen (6. Korps Canrobert) wurde völlig zerschmettert und in das Moseltal hinabgeworfen. In der Nacht traten ouch das Zentrum und der linke Flügel den Rückzug an. Das Ziel des Kampfes, dem Feind alle Wege nach Westen zu versperren, war erreicht; die Zernierung von Metz wurde sofort (19. Aug.) ausgeführt. Die Verluste des 18. Aug. waren allerdings sehr groß, 328 Offiziere, 4900 Mann tot, 571 Offiziere, 14,000 Mann verwundet (davon allein bei der Garde 307 Offiziere, 7900 Mann Tote und Verwundete), während die Franzosen nur 13,000 Mann verloren. Vgl. das preußische Generalstabswerk: »Geschichte des deutsch-französischen Kriegs«, Bd. 1, Heft 6.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.