- Graf [2]
Graf, 1) Urs, Maler, Kupferstecher, Zeichner für den Holzschnitt und Goldschmied, geboren zwischen 1485 und 1490 in Solothurn, führte als Landsknecht ein abenteuerliches, wildes Leben, ließ sich 1509 in Basel nieder und starb daselbst um 1529. Von seinen Gemälden hat sich nichts erhalten. Seine Handzeichnungen, Kupferstiche und Zeichnungen für den Holzschnitt, meist Sittenbilder, Landsknechte und Genrefiguren in derber, sinnlicher Auffassung, erinnern in der Lebendigkeit und Frische der Darstellung an Hans Holbein den jüngern. Vgl. Amiet, Urs G. (Basel 1873).
2) Arturo, ital. Dichter und Gelehrter, von deutscher Herkunft, geb. 1848 in Athen, brachte seine Kindheit in Rumänien zu, studierte dann die Rechte auf der Universität Neapel und habilitierte sich 1874´als Privatdozent in Rom. Schon während seines Aufenthalts in Neapel hatte er sich nebenbei mit Philologie und Naturwissenschaften befaßt und Proben eines eigentümlichen poetischen Talents gegeben. Er veröffentlichte »Versi« (Braila 1874); »Poesie e novelle« (Rom 1876), die Gedichtsammlung »Medusa« (Turin 1880; 3. vermehrte Aufl. 1890), in der er ergreifende Töne für den Ausdruck seiner ernsten, etwas düstern und sozusagen nordisch angehauchten Stimmung zu finden weiß, »Dopo il tramonto, versi« (1893) und »Morgana. Nuove poesie« (Mail. 1901). Von seinen Prosaschriften seien genannt: »Dell' epica neolatina« (Rom 1876); »Delle origini del dramma moderno« (das. 1876); »Della storia letteraria e de' suoi metodi« (Turin 1877); »Studii drammatici« (das. 1878); »Roma nella memoria e nelle immaginazioni del medio evo« (das. 1882–83, 2 Bde.); »Attraverso il cinquecento« (das. 1888); »Il Diavolo« (1889; deutsch von Teuscher, Jena 1890), die interessanten Abhandlungen zur vergleichenden Sagenkunde, gesammelt u. d. T.: »Miti, leggende e superstizioni del medio evo« (Turin 1892–93, 2 Bde.), »Foscolo, Manzoni, Leopardi« (das. 1898) und der schöne Roman »Il riscatto« (Mail. 1901). Aus einem Kodex der Nationalbibliothek in Turin gab er heraus: »Complementi della Chanson d'Huon de Bordeaux« (Halle 1878). G. ist seit 1882 Professor der italienischen Literatur an der Universität in Turin. Mit Fr. Novati und R. Renier begründete er das »Giornale storico della letteratura italiana« (Turin 1883), an dessen Herausgabe er bis Ende 1890 beteiligt blieb. Viele wertvolle Aufsätze von ihm sind in wissenschaftlichen und belletristischen Zeitschriften und als akademische Abhandlungen erschienen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.