- Glaukos
Glaukos, 1) (G. Pontios) griech. Seedämon, früher ein Fischer in dem böotischen Anthedon, sprang nach Genuß eines Krautes, durch das er matte Fische auf dem Ufer sich wieder beleben sah, in Raserei versetzt, ins Meer, wo ihn Okeanos und Tethys in einen Meergott umwandelten. Nach andern stürzte er sich aus Liebe zu dem Meergott Melikertes in die See; ja, man identifizierte ihn geradezu mit diesem. Nach dem Volksglauben besuchte er jährlich alle Küsten und Inseln des Mittelmeers und weissagte, indem er zugleich wehklagte, daß er nicht sterben könne. Auf Bildwerken erscheint er in Tritonengestalt, mit melancholischem Gesichtsausdruck, langem Haar und Bart, die Brust mit Seetang und Muscheln bewachsen. Vgl. Gädechens, G., der Meergott (Götting. 1859); Brunn, Griechische Götterideale (Stuttg. 1892).
2) Sohn des Königs Minos von Kreta und der Pasiphaë, fiel als Knabe beim Spiel in ein Honigfaß und starb. Der Seher Polyeidos von Argos entdeckte ihn; da er den Toten nicht zu beleben vermag, sperrt ihn Minos mit diesem in ein Grabgewölbe. Hier sieht er eine von ihm getötete Schlange durch ein ihr von einer andern ausgelegtes Kraut lebendig werden; mit dem Kraut brachte er auch den G. zum Leben. Von Minos hierauf gezwungen, G. seine Weissagekunst zu lehren, ließ er sich von ihm beim Abschied in den Mund spucken, worauf G. sofort die Kunst wieder verlor.
3) Sohn des Sisyphos von Korinth, Vater des Bellerophon, ward bet den Leichenspielen des Pelias von seinen wütenden Rossen abgeworfen und zerfleischt. Sein Schatten sollte bei den Isthmischen Spielen die Pferde scheu machen, daher er auf dem Isthmos als Taraxippos (»Rossescheucher«) verehrt wurde.
4) Urenkel des vorigen, Enkel des Bellerophon, Sohn des Hippolochos von Lykien, war ein tapferer Bundesgenosse der Trojaner. Im Kampf mit Diomedes erneuerte er den von ihren Vätern geschlossenen Freundschaftsbund durch den Tausch seiner goldenen gegen dessen eherne Rüstung. Er wurde vom Telamonier Aias getötet.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.