- Giraffe [2]
Giraffe (Camelopardalis Schreb., Kamelparder), Säugetiergattung aus der Ordnung der Huftiere, repräsentiert allein die Familie der Giraffen, Abschüssigen, Camelopardalidae (Devexa), und enthält nur die eine Art C. Giraffa Schreb. (s. Tafel »Äthiopische Fauna«, Fig. 4, und Textfigur). Diese ist 2,2 m lang, mit 1,1 m langem Schwanz, am Widerrist 3, bis zum Scheitel aber 6 m hoch, da die Vorderbeine und der Hals sehr lang sind; der Rumpf ist sehr kurz, der Kopf zierlich gebaut, mit mittellangen Ohren, großen Augen und zwei zwischen Stirn- und Scheitelbein stehenden, dem Rosenstock der Hirsche entsprechenden Knochenzapfen, die sich bei beiden Geschlechtern finden, stets von der Haut überzogen bleiben und nicht abgeworfen werden. Vor ihnen liegt auf dem Nasenrücken eine dritte knöcherne Erhöhung. Die Beine sind zart mit zierlichem Huf und nackter Schwiele an den Beugegelenken, der lange Schwanz besitzt eine Endquaste. Die G. ist fast sandgelb, auf dem Rücken dunkler, auf der Unterseite weißlich, mit dicht stehenden, großen, eckigen, rostbraunen (auch schwar;en) Flecken, zwischen denen der helle Grund netzartig hervortritt; der Haarkamm auf der Rückseite des Halses ist fahl und braun gebändert. Sie bewohnt Afrika von der südlichen Grenze der Sahara bis zum 24.° südl. Br. und lebt in den ebenen Steppengegenden in Trupps von 6–8, selbst 30 und 40 Stück. Ihr Gang ist ein langsamer Paßschritt, ihr Lauf ein schwerfälliger, plumper, aber ungemein fördernder Galopp, in dem sie es mit einem guten Pferd aufnimmt, aber länger als dieses aushält. Sie nährt sich von Baumlaub, besonders von dem der Mimosen, und in der trocknen Jahreszeit von dürrem Gras, das sie mit ihrer wurmförmigen, als Greiforgan sehr geschickten Zunge pflückt.
Um zu trinken oder etwas vom Boden aufzunehmen, spreizt sie die Vorderläufe weit auseinander, um mit dem langen Hals auf den Boden herab zureichen. Sie ist friedlich, sanft, weiß sich aber durch gewaltige Schläge mit den Läufen selbst gegen den Löwen zu verteidigen. Die Paarung erfolgt im Frühjahr, und nach 14 Monaten wirft die Alte ein Junges. Jagd und Fang der G. sind sehr schwierig. Man benutzt die Haut zu Lederwerk, die Schwanzquaste als Fliegenwedel, die Hufe zu Hornarbeiten und genießt das Fleisch. In den innerafrikanischen Städten läßt man gezähmte Giraffen oft frei umhergehen. In den zoologischen Gärten gehen sie meist an einer Knochenkrankheit zugrunde, sind aber bei sorgsamer Pflege längere Zeit zu erhalten und pflanzen sich auch fort. Abbildungen der G. finden sich auf den altägyptischen Denkmälern. Der Name ist aus dem arabischen Serahse (»die Liebliche«) verstümmelt. Nach Rom kam die erste G. unter Julius Cäsar, nach Deutschland 1212, und dann gelangten erst wieder 1827 lebende Giraffen nach Wien, London und Paris. In neuerer Zeit und bis zu den Mahdistenwirren erhielt man die meisten Giraffen aus Taka oder den zwischen dem Blauen Fluß und dem Roten Meer gelegenen Steppenländern. Den Giraffen standen in der Vorzeit die Sivatheriden am nächsten; echte Giraffen hat man im Pliocän von Griechenland, Persien, Indien, namentlich in den Siwaliks, in Ungarn, Frankreich gefunden, so besonders das ungehörnte Hellastier (Helladotherium Duvernoy Gaudr.) und das Sivatherium Falc, et Cautley mit 2 Paaren von Stirnhöckern, von denen das größere hintere verzweigt und schaufelförmig ist.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.