- Giannōne
Giannōne (spr. dschan-), 1) Pietro, ital. Schriftsteller, geb. 7. Mai 1676 zu Ischitella in der Provinz Capitanata, gest. 7. März 1748, erhielt zu Neapel im Hause des Rechtsgelehrten Gaetano Argento seine Bildung und faßte hier den Plan zu seiner berühmten »Storia civile del regno di Napoli« (Neap. 1723, 4 Bde., und 1770, 7 Bde.; neue Ausg., Mail. 1844, 5 Bde.; Prato 1864, 3 Bde., übersetzt ins Englische, Französische und Deutsche, Frankf. u. Leipz. 1758), an der er 20 Jahre arbeitete. Dies Werk, in dem er die Bestrebungen der römischen Kurie scharf beurteilte, zog ihm Verfolgungen zu, wegen deren er 1723 in Wien eine Zufluchtsstätte suchte, wo er von Kaiser Karl VI. eine Pension erhielt. 1734 verlor er diese und begab sich nach Venedig; bald aber faßte auch die dortige Regierung Verdacht gegen ihn, den seine zugunsten der Seeherrschaft Venedigs über das Adriatische Meer herausgegebene »Lettera intorno al dominio del mare adriatico, etc.« nicht zu zerstreuen vermochte. 1735 wurde er ausgewiesen und begab sich nach Genf, wo er seine Schrift »Il triregno, ossia del regno del cielo, della terra e del papa« (hrsg. von Pierantoni, Rom 1895, 3 Bde.) vollendete. Durch Verrat eines Freundes nach einem savoyischen Dorf gelockt, wurde er verhaftet und erst auf das Schloß Miolans, dann in das Fort von Ceva und endlich auf die Zitadelle von Turin gebracht, wo er starb. Nach seinem Tod erschienen: »Opere postume« (Lauf. 1760; vermehrt Vened. 1768, 2 Bde.; neue Ausg., Capolago 1841; 1858, 3 Bde.), aus denen die schärfsten Stellen gegen die römische Geistlichkeit schon vorher als »Anecdotes ecclésiastiques« (Haag 1738) erschienen waren, und neuerdings »Opere inedite« (hrsg. von Mancini, Tur. 1859, 2 Bde.), enthaltend. »Discorsi storici e politici sopra gli Annali di Tito Livio« und »La chiesa sotto il pontificato di Gregorio il grande«. Vgl. Giannones »Autobiografia: i suoi tempi e la sua prigionia« (hrsg. von Pierantoni, Rom 1890).
2) Pietro, ital. Dichter, geb. 1790 in Campo Santo bei Modena, gest. 24. Dez. 1873 in Florenz, diente seit 1809 im Heer Napoleons I., trat nach dessen Sturz in Rom mit Erfolg als Improvisator auf, zog sich aber durch seine politischen Ansichten Verfolgungen und längere Hast zu. Später lebte er in Paris, seit 1848 bis zu seinem Tod in Florenz. Unter seinen durch glühenden Patriotismus ausgezeichneten Dichtungen verdienen »L'Esule« (Par. 1829) und »La Visione« (das. 1833) besondere Erwähnung. Vgl. Silingardi in der »Rivista Europea«, 1880.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.