Forgách

Forgách

Forgách (Forgács, spr. fórrgātsch), altes ungarisches, noch blühendes Adelsgeschlecht, das seinen Ursprung von den unter König Stephan I. eingewanderten deutschen Rittern Hunt und Pázmán traditionell herleitet. Andreas F. war ein treuer Begleiter König Bélas IV. auf der Flucht aus der Mongolenschlacht am Sajó (1241) und erhielt zum Dank die Burgherrschaft Ghymes, fortan das Stammschloß der F. Es bildeten sich dann zwei Hauptlinien: a) von Ghymes (Neutraer Komitat) und b) von Gács (Neograder Komitat). Der Ahnherr der letztern, Blasius F., erschlug Karl den Kleinen von Durazzo (Februar 1386) und wurde von der Gegenpartei 1387 ermordet. Diese Linie spaltete sich in zwei Zweige: Gács und Szécseny. Die Namhaftesten dieses 1640, resp. 1655 in den Grafenstand erhobenen Geschlechts sind:

1) Franz, geb. 1530 in Ofen, gest. 1575 in Padua, ein humanistisch gebildeter und weltkundiger Kavalier und Priester, überdies begabter Geschichtschreiber seiner Zeit, Sohn Siegmunds, des Schatzmeisters Ferdinands I. In Padua und Bologna gebildet, wurde er Domherr zu Erlau, 1556–67 Bischof von Großwardein, 1557 Gesandter auf dem Regensburger Reichstag, war Teilnehmer am Trienter Konzil und bei der Königswahl Maximilians II. tätig. 1562 ging er als Gesandter nach Holland, wo er mit Wilhelm von Oranien und Egmont Beziehungen anknüpfte. 1568 wurde er aus gekränktem Ehrgeiz Zápolyaner, begab sich aber bald aus Siebenbürgen nach Italien, wo er viel in gelehrten Kreisen verkehrte und geschichtliche Studien trieb, und wurde 1571 Kanzler des Fürsten Báthori von Siebenbürgen. Sein zeitgeschichtliches, mit strenger Kritik und im freimütigen Ton verfaßtes Werk führt den Titel: »Rerum hungaricarum sui temporis commentarii libri XXII, 1540–1572« (neue Ausg. von Majer in den »Monumenta Hungariae historica«, Bd. 16, 1866).

2) Simon III., königlicher Feldherr in den Türkenkriegen, geb. um 1530, gest. 1598, Verteidiger von Großwardein (1556) und Sieger von Sajó-Kaza (1558), wurde 1569 Kommandant von Erlau und schlug 1594 die Türken bei Tura (Hatvan) aufs Haupt. Auch an der Schlacht von Mezökeresztes nahm er teil.

3) Siegmund II., geb. 1565, weilte längere Zeit am Hofe des Polenkönigs Stephan Báthori, ließ sich durch P. Pázmány zum katholischen Glauben bekehren, wurde Judex Curiae (1606) und 1616 Palatin und unterhandelte 1619–21 mit Bethlen Gábor, dessen Wahl zum König er 1620 vergebens zu vereiteln suchte. Er starb 1621.

4) Adam I., Feldherr und Judex Curiae, geb. 1601, gest. 1681, spielte als Kommandant Oberungarns eine hervorragende Rolle. 1644 mußte er Kaschau an Georg Rákóczi I. übergeben. 1652 ward er zum Kapitän der Bergstädte ernannt, wurde 1663 wegen Übergabe von Bezekény an die Türken vor ein Kriegsgericht gestellt, doch freigesprochen. 1670 wurde er zum Judex Curiae gewählt; den Grafenstand hatte er schon 1640 erhalten.

5) Simon IV., General Franz Rákóczis II., geb. 1669, gest. 1729 in Lemberg im Exil, kämpfte zuerst gegen die Türken und schloß sich dann dem Aufstande Rákóczis an, dem er 1704 Trans-Danubien und Kaschau, Eperies und Szathmár eroberte. Dagegen wurde er bei Koronczó vom kaiserlichen General Heister geschlagen. 1705 eroberte er Siebenbürgen, wurde aber wegen Unbotmäßigkeit in Munkács festgehalten. Trotzdem blieb er auch nach 1711 Rákóczi treu und folgte ihm in die Verbannung. Das von ihm sorgsam behütete Familienarchiv kam 1746 nach Ungarn zurück. Er war auch als militärischer Schriftsteller tätig.

6) Ignaz, Graf von, geb. 1702, gest. 2. April 1772, errichtete im Österreichischen Erbfolgekrieg ein Infanterieregiment auf eigne Kosten, dessen Oberst und Inhaber er wurde, rückte 1745 zum Generalmajor, 1757 zum Feldmarschalleutnant, 1763 zum Feldzeugmeister vor und hinterließ den Ruf eines tüchtigen Soldaten.

7) Anton, Graf, ungar. Staatsmann, geb. 6. März 1819, gest. 2. April 1885 auf seinem Schloß bei Losonez, trat 1838 in den Staatsdienst, während des Freiheitskampfes zu Windischgrätz über und wurde »Russenführer«, 1849 kaiserlicher Distriktskommissar in Preßburg, 1851 Distriktsobergespan in Kaschau, 1853 Vizepräsident der Statthalterei in Prag und 1860 Sektionschef im Ministerium (Wien). Allein noch in demselben Jahre ging er als Statthalter nach Mähren und ersetzte vom 27. Nov. ab den zum Minister ernannten Freiherrn von Mecséry als Statthalter von Böhmen. 1861 kam F. in seine Heimat zurück und wurde nach dem Rücktritt Vays ungarischer Hofkanzler. Beinahe drei Jahre, bis zum April 1864, bekleidete F. diese bedeutende Stellung als treuer Anhänger der altkonservativen Partei, machte sich aber der nationalen Partei sehr verhaßt. Im Herbst 1865 wurde er vom Kaiser zum Obergespan des Neográder Komitats, wo er ansehnliche Güter besaß, ernannt. Seit 1869 war er wiederholt Reichstagsabgeordneter, blieb aber unbeachtet.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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