Firdosi

Firdosi

Firdosi (Firdausi, häufig auch Firdusi geschrieben), Abu 'lKâsim, der größte epische Dichter der Perser und einer der größten Epiker aller Zeiten, geb. um 935 im Gebiet von Tus in Chorasan, gest. daselbst um 1020, beschäftigte sich schon früh mit der dichterischen Gestaltung der epischen Traditionen Persiens und huldigte, seine letzten Lebensjahre ausgenommen, Zoroastrischen Anschauungen. 35 Jahre lang arbeitete er an seinem berühmten »Schahnâme« (»Königsbuch«), dem von Dakiki (s.d.) begonnenen nationalhistorischen Gedicht über die iranische Heroenzeit und die persischen Könige. Er überreichte dieses 999 zuerst einem samanidischen Großen und elf Jahre später in vollendeter Gestalt in 60,000 Doppelversen dem Sultan Mahmud von Ghasna. Da er den erhofften pekuniären Lohn nicht erhielt, machte er seinem Zorn in einer bittern Satire gegen den Sultan Luft und entfloh erst nach Herat, dann nach Taberistan und schließlich nach dem Irak an den Hof der Bujiden. Hier verfaßte er als hoher Siebziger in ca. 10,000 Doppelversen sein zweites (religiös-romantisches und somit vom »Schahnâme« völlig verschiedenes) Epos: »Jusuf und Salîcha«, in dem er mit seiner Vergangenheit brach und sich ganz auf den Boden mosleminischer Frömmigkeit stellte. Mit dem Sultan wieder ausgesöhnt, kehrte er kurz vor seinem Tode nach Tus zurück. Gerade bei seiner Beerdigung soll ein reiches Geschenk vom Sultan angelangt sein, wofür Firdosis Tochter eine von ihrem Vater geplante Wasseranlage gebaut haben soll (vgl. Heines »Romancero«). Das »Schahnâme« im Originaltext gaben heraus: Turner Maran (Kalkutta 1829, 4 Bde.; im Orient wiederholt lithographisch nachgedruckt), Jules Mohl (mit französischer Übersetzung, Par. 1838–78, 7 Bde.; vgl. dazu Fr. Rückert in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 8 u. 10; die Übersetzung ist auch allein erschienen, Par. 1876–78, 7 Bde.) und Vullers (fortgeführt von Landauer, Leiden 1877–84, bis jetzt 3 Bde.). Einen Auszug in englischer Sprache veröffentlichte Atkinson (Lond. 1832; neue Ausg., das. 1892) und Zimmern (das. 1882). Der deutschen Literatur gewonnen wurde das großartige Epos durch A. F. v. Schacks vortreffliche metrische Übersetzungen der berühmtesten Partien desselben, die als »Heldensagen von Firdusi« (3. Aufl., Stuttg. 1877, 3 Bde.; neue Ausg. 1893) erschienen, und vor allem durch Fr. Rückert, »Firdosis Königsbuch« (hrsg. von Bayer, Berl. 1890–95, 3 Bde., unvollständig). Eine italienische Übersetzung gab Pizzi (Turin 1886–88, 8 Bde.). Firdosis zweites Epos ist bis jetzt nur lithographiert im Orient erschienen; eine kritische Ausgabe bereitet Ethé vor; metrisch übersetzt hat es Schlechta-WssehrdJussuf und Suleicha«, Wien 1889). Eine Reihe lyrischer Gedichte von F. veröffentlichte Ethé in den Sitzungsberichten der bayrischen Akademie (1872 und 1873).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fereydūn — Fereydūn, auch Faridun, Feridun, Afridun, Fereydoon oder Feraidun (persisch ‏فریدون‎‎), ist eine Gestalt der persischen Mythologie. Er ist der sechste mythische Urkönig und wird im sechsten Buch der Schāhnāme, dem persischen Königsbuch des… …   Deutsch Wikipedia

  • Firdausi — Firdausīs Mausoleum in Tūs Abū ʾl Qāsim Firdausī (persisch ‏ابوالقاسم فردوسی‎; * 940 oder 941 in Bāž, einem Dorf im Bezirk Tūs, Iran (bei Maschhad); † 1020 in Tūs) war ein persischer Dichter …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Rückert — Friedrich Rückert, Stahlstich von seinem »Lieben Freund und Kupferstecher« Carl Barth nach einer Vorzeichnung aus dem Jahre 1843 Friedrich Rückert (* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; † 31. Januar 1866 in Neuses (heute Teil von Coburg);… …   Deutsch Wikipedia

  • Schāhnāme — Seite aus dem Schāhnāme Schāhnāme (persisch ‏شاهنامه ‎ / Šāhnāma; auch Šāhnāmeh), das Königsbuch (oder auch Buch der Könige), ist das Lebenswerk des persischen Dichters Abū ʾl Qāsim Firdausī (940/41 1020) und gleichzeitig das Nationalepos… …   Deutsch Wikipedia

  • Siyawasch — Siyâwasch (persisch ‏سياوش‎) oder Siyawusch oder Siavukhsch ist eine Figur aus dem Epos Schāhnāme des Dichters Firdausi. Siyâwasch, Sohn des Kai Kawous dem Schah des Irans, war ein legendärer persischer Prinz aus dem Geschlecht der Kayaniden …   Deutsch Wikipedia

  • Ahriman — Angra Mainyu ist ein avestischer Begriff, der in der zoroastrischen Theologie die Zerstörung bzw. das Zerstörerische repräsentiert. In den mittelpersischen Texten der zoroastrischen Tradition erscheint der Name als Ahriman. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Dschamschid — (persisch ‏جمشید‎, auch Jamshid) oder auch kürzer Dscham (persisch ‏جم‎) oder Yima auf avestisch ist eine iranische und speziell zoroastrische mythologische Figur. Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie …   Deutsch Wikipedia

  • Heldendichtung — (oder Heldenepik bzw. Heldenepos) ist der Sammelbegriff für alle Dichtungen, in deren Mittelpunkt eine Figur des heroischen Zeitalters steht. Grundlage der Heldendichtung ist die Heldensage, die geschichtliche Ereignisse (im germanischen Bereich… …   Deutsch Wikipedia

  • Rostam (Schāhnāme) — Persische Miniaturmalerei: Rostam tötet Esfandiyar mit einem Zauberpfeil Simurghs durch einen Schuss in die Augen …   Deutsch Wikipedia

  • Kai Khosrow — zieht mit seiner Armee gegen Afrasiab. Eine Illustration der Schāhnāme aus dem Jahr 1430. Kai Khosrow (persisch ‏کیخسرو‎) war der siebte König des heroischen Zeitalters. Er stammt aus dem mystischen Geschlecht der iranischen Kayaniden und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”