Erthal

Erthal

Erthal, 1) Friedrich Karl Joseph, Freiherr von, Kurfürst und Erzbischof von Mainz, geb. 3. Jan. 1719 in Mainz, gest. 25. Juli 1802 in Aschaffenburg, studierte in Reims Theologie, ward 1753 Domkapitular, 1754 Rektor der Universität, 1758 Hofratspräsident, 1768 Domkustos, 1769 Gesandter in Wien und 1774 Kurfürst und Erzbischof von Mainz, wenig später auch Fürstbischof von Worms. Als Landesherr und Kirchenfürst den Reformen zugeneigt, reorganisierte E. 1784 die Universität Mainz, schloß sich 1785 dem Fürstenbund an, trat 1786 der Emser Punktation gegen die päpstlichen Anmaßungen bei und beabsichtigte eine gründliche Erneuerung der katholischen Kirche. Seine Reformbestrebungen unterbrach die französische Revolution, von der E. besonders hart betroffen wurde. Vor den Franzosen nach der Niederlage der Mainzer Truppen bei Speyer 4. Okt. 1792 aus Mainz geflüchtet, kehrte E. 1793 zurück, um seinen Bischofssitz 1794 auf immerzu verlassen und lebte fortan meist in Aschaffenburg. 1801 im Frieden von Lüneville verlor er den ganzen linksrheinischen Teil seines Kurstaates.

2) Franz Ludwig, Freiherr von, Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, jüngerer Bruder des vorigen, geb. 16. Sept. 1730 zu Lohr, gest. 16. Febr. 1795 in Würzburg, studierte in Mainz, Würzburg und Rom, ward Mitglied des Domkapitels in Würzburg und 1763 Präsident der weltlichen Regierung des Stifts. Bei Gelegenheit des Empfanges der Investitur für seinen Herrn in Wien mit Kaiser Franz Joseph II. bekannt geworden und zum Geheimen Reichsrat, Visitator des Reichskammergerichts zu Wetzlar und kaiserlichen Kommissarius auf dem Reichstag zu Regensburg ernannt, ward er 1779 Seinsheims Nachfolger als Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, huldigte der Aufklärung und wirkte durch vortreffliche Reformen und einsichtige, wohlwollende Verwaltung in seinen Stiftern äußerst segensreich. E. schrieb: »Über den Geist der Zeit und die Pflichten der Christen« (Würzb. 1793) und »Reden an das Landvolk« (Bamb. 1797). Vgl. Bernhard (Pseudonym für Reuchlin), Franz Ludwig von E. (Tübing. 1852); Leitschuh, Franz Ludw. von E., ein Charakterbild (Bamb. 1894); Hübsch, Die Reformen auf dem Gebiet der Volksschule im ehemaligen Hochstift Bamberg unter den Fürstbischöfen Ad. Friedr. v. Seinsheim und Franz Ludw. v. E. (das. 1891).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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