Alkuin

Alkuin

Alkuin (Alchuine), gelehrter Leiter des fränkischen Schulwesens unter Karl d. Gr., aus angelsächsischem Geschlecht um 735 in York geboren, gest. 19. Mai 804. Nachdem er, in der Yorker Klosterschule erzogen, eine Wallfahrt-nach Rom gemacht, ward er 766 von seinem Lehrer Albehrt, der Bischof von York geworden, zum Vorsteher der dortigen Schule ernannt. Auf einer zweiten Reise nach Rom 781 traf er in Parma mit Karl d. Gr. zusammen, der ihn an seinen Hof lud. A. siedelte 782 nach dem Frankenreich über und erhielt die Einkünfte mehrerer Klöster zu seinem Unterhalt angewiesen. Unter Alkuins Einfluß wurde der Hof Karls der Ausgangspunkt der Bildung für das fränkische Reich. Nachdem A. seit 790 wieder mehrere Jahre im Kloster zu York zugebracht, folgte er 794 von neuem dem Rufe Karls, der seiner zur Schlichtung der adoptianischen Streitigkeiten und zur Fortsetzung der begonnenen Volkserziehung bedurfte. A. bekämpfte den Urheber jenes Dogmenstreits, den Bischof Felix von Urgel, so erfolgreich, daß dieser 800 zu Aachen seine Lehre widerrief, beseitigte die inzwischen eingerissenen Unordnungen im fränkischen Schulwesen und zog sich dann in die Stille des Martinsklosters zu Tours zurück, wo er als Abt eine Gelehrtenschule gründete, die, von Karl glänzend ausgestattet, sich bald zu einem Hauptsitz der Wissenschaft erhob und dem Abendland jahrhundertelang viele Lehrer gab. In der Geschichte nimmt er durch die großen Verdienste, die er sich um die Verbreitung von Kultur und wissenschaftlicher Bildung im Reiche Karls d. Gr. erworben hat, einen ehrenvollen Platz ein. Er gründete nicht bloß neue Bildungsanstalten, sondern veranlaßte auch die Ordensgeistlichkeit zu fleißigen Studien. A. schrieb biblische Kommentare, Homilien, Schriften für den Unterricht in den Anfangsgründen der Philosophie, Mathematik, Rhetorik und Grammatik, Lebensbeschreibungen der Heiligen, Gedichte und zahlreiche Briefe. Ohne ein originaler Geist zu sein, hat er doch das geistige Erbe des Altertums in christlicher Umprägung der Nachwelt überliefert. Eine vollständige Ausgabe seiner Werke von Frobenius (Regensb. 1777, 2 Bde.), wieder abgedruckt in Mignes »Patrologiae cursus completus«, Bd. 100 u. 101 (Par. 1851), seiner Briefe in Jaffés »Bibliotheca rerum germanicarum«, Bd. 6 (Berl. 1873). Vgl. Lorentz, Alkuins Leben (Halle 1829); F. Monnier, Alcuin et Charlemagne (2. Aufl., Par. 1863); Mullinger, The schools of Charles the Great and the restoration of education in the ninth century (Lond. 1877); West, A. and the Christian schools (das. 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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