Engler

Engler

Engler, 1) Karl, Chemiker, geb. 5. Jan. 1842 zu Weisweil a. Rh. im badischen Oberland, studierte seit 1859 am Polytechnikum in Karlsruhe, promovierte 1864 in Freiburg, arbeitete zwei Jahre als Assistent am chemischen Laboratorium in Karlsruhe, habilitierte sich 1867 als Privatdozent in Halle, war erster Assistent am Universitätslaboratorium von Heintz und wurde 1871 zum Professor ernannt. 1876 ging er als ordentlicher Professor für technische Chemie und als Vorstand des chemisch-technischen Laboratoriums an die Technische Hochschule in Karlsruhe, übernahm aber 1887 die Lehrstelle für reine Chemie und die Leitung des chemischen Laboratoriums. Mehrere Jahre leitete er die von ihm begründete chemisch-technische Prüfungs- und Versuchsanstalt, 1887–90 war er Mitglied des Reichstags und seitdem Mitglied der badischen Ersten Kammer. Wiederholte Reisen in die Karpathen, nach Baku, an die Küsten des Roten Meeres, nach Ägypten, Palästina, Nordamerika (wo er auch Preisrichter auf der Weltausstellung in Chicago war) galten besonders der Erforschung der Bildungsgeschichte des Petroleums. 1899–1903 erbaute er das neue chemische Laboratorium in Karlsruhe. 1870 stellte er mit Emmerling zum ersten Male künstlichen Indigo dar und gab in der Folge noch weitere Synthesen des Indigos an, unter denen die Umwandlung des Kondensationsprodukts von Nitroacetophenon und Bittermandelöl durch Sonnenlicht besonders bemerkenswert ist. Seit Ende der 1880er Jahre arbeitete er über Entstehung des Petroleums aus Fetten bei Destillation unter hohem Druck und gelangte zu der Annahme, daß das Petroleum aus Fettresten untergegangener Lebewesen des Meeres entstanden sei. Seit 1897 beschäftigte ihn die Autooxydation (Peroxydtheorie). Er schrieb. »Handbuch der technischen Chemie«, nach Payens, Chimie industrielle'(mit Stohmann, Stuttg. 1872–74, 2 Bde.); »Historisch-kritische Studien über das Ozon« (Leipz. 1879); »Das Erdöl von Baku« (Stuttg. 1886); »Vier Jahrzehnte chemischer Forschung. Festschrift« (Karlsr. 1892); »Kritische Studien über die Autooxydationsvorgänge« (mit Weißberg, Braunschw. 1903); auch gibt er seit 1887 die Fortsetzung von Bolleys »Handbuch der chemischen Technologie« (das.) heraus.

2) Adolf, Botaniker, geb. 25. März 1844 in Sagan, studierte seit 1863 in Breslau und promovierte 1866 auf Grund der Dissertation »De genere Saxifraga«, welche Arbeit ihn in der Folge zu eingehendern Studien über Pflanzengeographie in Verbindung mit Systematik, namentlich auch zu pflanzengeschichtlichen Untersuchungen anregte. Bis 1871 war E. Lehrer in Breslau, dann wurde er Kustos der botanischen Anstalten in München und habilitierte sich 1872 als Privatdozent. Hier bearbeitete er eine Reihe von Familien für die »Flora brasiliensis«, lieferte auch andre systematische Arbeiten, namentlich über die Arazeen, sowie Beiträge zur Kenntnis der Antherenbildung der Metaspermen, und machte in den Alpen Studien über die Pflanzenformationen und ihre Existenzbedingungen. 1878 ging E. als Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens nach Kiel, wo er sein Hauptwerk: »Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, insbes. der Florengebiete seit der Tertiärperiode« (Leipz. 1879–82, 2 Bde.), schrieb, 1884 als Nachfolger Göpperts nach Breslau, wo er den botanischen Garten umgestaltete und mit Cohn ein botanisches Institut begründete, und 1889 als Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens nach Berlin, woselbst er seit 1896 den Bau des neuen botanischen Gartens und des Museums in Dahlem leitete. 1902 unternahm er eine Forschungsreise durch einen Teil Ostafrikas. E. schrieb noch: »Monographie der Gattung Saxifraga« (Bresl. 1872); »Über die Verwandtschaftsverhältnisse der Rutazeen, Simarubazeen und Burserazeen« (Halle 1874); »Araceae, Burseraceae und Anacardiaceae« für De Candolles »Monographiae Phanerogamarum« (Par. 1879 u. 1883, 2 Bde.); »Syllabus der Pflanzenfamilien« (3. Aufl., Berl. 1903); »Über die Hochgebirgsflora des tropischen Afrika« (das. 1892); »Die Pflanzenwelt Ostafrikas und der Nachbargebiete« (das. 1896, 3 Bde.). Unter Mitwirkung zahlreicher Botaniker gibt E. heraus: »Die natürlichen Pflanzenfamilien« (begonnen mit K. Prantl, Leipz. 1888 ff.), ferner im Auftrag der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften »Das Pflanzenreich« (das. 1900 ff.), mit Drude »Die Vegetation der Erde«, Sammlung pflanzengeographischer Monographien (das. 1896 ff.) und seit 1881 die umi ihm begründeten »Botanischen Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie« (das.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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