Elektrische Boote

Elektrische Boote

Elektrische Boote, kleine Schiffe, bei denen die Triebvorrichtung (Schiffsschraube, Schaufelräder) mittels eines Elektromotors bewegt werden, der von einer mitgeführten Stromquelle Energie erhält; diese Stromquelle kann nur eine Sammlerbatterie sein, die von Zeit zu Zeit aufgeladen werden muß. Ihr großes Gewicht ist allerdings stets mitzuführen, doch ersetzt es den sonst notwendigen Ballast und macht das Boot zum Segeln sehr geeignet. Der Motor kann direkt mit der Schraube gekuppelt werden, die dann, da sie sich sehr rasch dreht, klein genommen werden darf. Durch Hintereinanderschaltung der sämtlichen Zellen oder Parallelschaltung einzelner Gruppen lassen sich verschiedene Geschwindigkeiten erreichen. Da diese Schaltungen durch Bewegung einer Kurbel geschehen, so ist der Betrieb des elektrischen Bootes überaus einfach. Sind derartige Boote stärkern Schwankungen ausgesetzt, so muß man Trockensammler verwenden. Das erste elektrische Boot, das aber mit Hilfe von galvanischen Elementen bewegt wurde, stellte Jacobi 1838 auf der Newa her. Doch hatte weder dieses noch das 1850 von Page in Philadelphia gebaute größern praktischen Erfolg. Ohne Anwendung von Sammlerbatterien war an einen solchen auch nicht zu denken. Von verschiedenen derartigen Booten, die als Ausstellungs- oder Versuchsobjekte hergestellt wurden, abgesehen, erwähnen wir das 18 Fahrgäste fassende, 1894 in Bergen zum Hafenfährdienst eingestellte Boot, das durch 32 hintereinander geschaltete Sammlerzellen betrieben wird und 8 km in der Stunde zurücklegt. Die Sammler werden nachts mittels einer von einer Lokomobile betriebenen 30pferdigen Dynamomaschine geladen. Die Aktiengesellschaft Watt, Akkumulatorenwerke in Zehdenik a. d. Havel, hat solche Boote auf der Havel zu Schleppzwecken im Betrieb, die imstande sind, zwei beladene größere Kähne zu schleppen. Die 80 Trockensammler sind auf dem Schiffsboden verteilt, und die Boote können bei einer Geschwindigkeit von 8 km in der Stunde mit einer Sammlerladung 30 Stunden fahren und als höchste Leistung 18 Pferdestärken liefern. In Petersburg hat sich der Sport der elektrischen Booke bemächtigt; man hat dort viele gebaut, von denen das größte 13 km in der Stunde zurücklegt. Bei voller Fahrt beträgt der Energieaufwand 120 Ampere bei einer Spannung von 120 Volt. Trotz ihres großen Gewichts eignen sich die elektrischen Boote sehr gut als Schiffsbeiboote, da größere Schiffe jetzt wohl stets mit Dynamomaschinen ausgerüstet sind. Zu den elektrischen Booten rechnet man auch wohl jene Fahrzeuge, die ihre Betriebskraft vom Ufer eines Kanals erhalten, sei es, daß ihnen von dort aus mittels eines Kabels Strom zugeführt wird, der den Schiffsmotor treibt, sei es, daß sie von einer elektrischen Lokomotive geschleppt werden. Vgl. Keil, Elektrische Schiffahrt, Geschichte und Entwickelung (Leipz. 1898).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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