- Alessandrĭa [2]
Alessandrĭa, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz, mit dem Beinamen della Paglia (d.h. von Stroh, weil die Stadtmauern nach der Landessitte aus mit Stroh durchknetetem Lehm ausgeführt wurden), in einer Ebene zwischen der Bormida und dem Tanaro, durch den die Umgebung rasch unter Wasser gesetzt werden kann, Knotenpunkt an der Bahn Turin-Genua, ist eine der stärksten Festungen Italiens. Unter den sechs Plätzen ist die große, quadratische Piazza Reale in der Mitte der Stadt, unter den Palästen der königliche und das Stadthaus mit großem Theater, unter den 15 Kirchen die neue Kathedrale (1823 erbaut) bemerkenswert. Am linken Ufer des Tanaro liegt die Zitadelle (1728 erbaut), zu der eine schöne, gedeckte Brücke führt. Die Bevölkerung beträgt (1901) ca. 35,000 (als Gemeinde 71,298) Seelen. A. hat ein Lyzeum, Gymnasium, eine technische Schule, ein technisches Institut, einen großen Campo santo, ein Siechen- und ein Irrenhaus, Zuchthaus und Fabriken für Maschinen, Möbel, Schirme, Hüte, Goldwaren, Öl und Bier. Zugleich ist die Stadt reger Handelsplatz und unterhält zwei altberühmte, noch jetzt sehr besuchte Messen. Sie ist Sitz eines Bischofs, eines Präfekten und des Kommandos des II. Korps. – A. wurde 1168 mit Unterstützung der gegen Friedrich Barbarossa verbündeten lombardischen Städte erbaut und dem Papst Alexander III. zu Ehren benannt. Durch seine Lage im Knotenpunkte der Straßen von der Lombardei nach dem obern Piemont und Genua war es strategisch wichtig. 1707 wurde es vom Prinzen Eugen erobert, darauf vom Kaiser Joseph I. an Savoyen überlassen. Nahe bei A. wurde 14. Juni 1800 die Schlacht von Marengo (s. d.) geschlagen und in A. darauf der Waffenstillstand zwischen Bonaparte und den Österreichern geschlossen. 1849 wurde A., auch jetzt noch die stärkste Festung Piemonts, nach der Schlacht von Novara den Österreichern vorübergehend als Pfand des Friedens übergeben. Vgl. Gräf, Die Gründung Alessandrias (Dresd. 1887); Borromeo, Origini e libertà dei comuni, che fondarono A. (Alessand. 1892–93, 2 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.