- Eichstätt [2]
Eichstätt (früher Eystätt, Aichstädt, Eichstedt), unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Mittelfranken, im hochromantischen Altmühltal, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien München-Bamberg-Hof und E.-Bahnhof-E.-Stadt, 388 m ü. M., hat drei öffentliche Plätze (Residenz-, Jesuiten- und Marktplatz, ersterer mit dem Marienbrunnen, letzterer mit dem Wilihbaldsbrunnen), das ehemalige fürstbischöfliche, dann herzoglich Leuchtenbergsche Residenzschloß (jetzt Justizgebäude) mit dem der Stadt gehörigen Hofgarten, die Kavalierhöfe, die Wilibaldsburg, ebenfalls Sitz der Fürstbischöfe und Landesfeste, jetzt mit historischer Sammlung und bayrischem Limesmuseum.
In E. sind eine evangelische und 7 kath. Kirchen (darunter der Dom mit vielen Kunstschätzen und dem Grabe des heil. Wilibald, gest. 781, ersten Bischofs und Patrons des Bistums E., die Walpurgiskirche mit dem Grab der heiligen Walpurgis, der Schwester des heil. Wilibald, gest. 779 als Äbtissin des Klosters Heidenheim, und die Kapuzinerkirche, eine Nachbildung des heiligen Grabes), ein bischöfliches Lyzeum und Klerikalseminar, Gymnasium, Lehrerseminar, Realschule, Institut der Englischen Fräulein, mehrere Klöster, Waisenhaus, Musikschule, Rettungshaus etc. sowie schöne Anlagen mit Gedenktafeln für die Herzöge von Leuchtenberg. Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 21) 7701, meist Katholiken. Unter den Erwerbszweigen sind die Schuhwarenfabrikation, Bierbrauerei und besonders die Steinbrüche im Jurakalkschiefer sowie die Bearbeitung der Platten als lithographische Steine, Fliesen etc. bemerkenswert. Mit den in den Brüchen gefundenen Versteinerungen von vorweltlichen Sauriern, Fischen etc. wird ein lebhafter Handel betrieben. Eine wertvolle Sammlung solcher Fossilien befindet sich im Privatbesitz. E. ist Sitz eines Bischofs, eines Landgerichts, Bezirksamts und zweier Forstämter. In der Nähe liegt das Lustschloß Pfünz mit großer Baumschule und einem bei der Limesforschung entdeckten römischen Kastell aus dem 2. Jahrh. – Zum Landgerichtsbezirk E. gehören die neun Amtsgerichte zu Beilngries, E., Ellingen, Greding, Ingolstadt, Kipfenberg, Monheim, Pappenheim und Weißenburg a. S. – E., in ältern Zeiten meist Eystätt (lat. Aureatum oder Rubilocus), verdankt seinen Ursprung einer römischen Station, entwickelte sich aber erst nach der Begründung des Bistums (s. S. 431) zu einem ansehnlichen Ort. 871 wurden die Gebeine der heil. Walpurgis hierher gebracht und waren später das Ziel vieler Wallfahrten. 908 wurde E. mit Mauern umgeben und in der Mitte des 14. Jahrh. vom Bischof Bertold das Schloß Wilibaldsburg auf dem nahen Berg erbaut. Dieses war bis 1725 die Residenz der Bischöfe und verfiel seitdem. 1802 kam E. an Bayern. Von 1808–10 war E. Hauptstadt des Altmühl-, bis 1814 des Oberdonaukreises und 1817–33 Residenz des Herzogs von Leuchtenberg. Vgl. Suttner, Bibliotheca Eystettensis (1866–67, 2 Tle.); Schlecht, E. im Schwedenkrieg, Tagebuch der Augustinernonne Klara Staiger (Eichst. 1889).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.