- Dippel [2]
Dippel, 1) Johann Konrad, Alchimist und Chemiker, geb. 10. Aug. 1673 auf Schloß Frankenstein unweit Darmstadt, gest. 25. April 1734 auf Schloß Wittgenstein, studierte in Gießen Theologie, hielt in Straßburg physisch-chiromantische Vorlesungen, mußte aber schuldenhalber entweichen und trat in Darmstadt in seiner »Orthodoxia orthodoxorum« zu den Pietisten über. Bald darauf erklärte er sich aber in seinem »Papismus protestantium vapulans« voll bittern Spottes gegen das orthodoxe Kirchentum. Fortan verfolgte ihn der Haß der Geistlichkeit sein ganzes Leben hindurch. 1698 begann er Medizin zu studieren, verfiel aber in alchimistische Träumereien, beschäftigte sich in Berlin 1704–1707 mit pharmazeutischer Chemie und machte großes Aufsehen mit der Erfindung seines tierischen Öls als eines Universalmittels. Er lebte dann in Amsterdam als Arzt, bis ihn seine Schrift »Alea belli muselmanici etc.« nötigte, nach Altona zu entfliehen, wo er sich als dänischer Kanzleirat so unklug über die Regierung äußerte, daß er 1719 seiner Würden entsetzt und bis 1726 auf Bornholm gefangen gehalten wurde. 1727 gewann er als Arzt Eingang am schwedischen Hofe, verscherzte sich aber auch diese Stellung durch seine Einmischung in politische Händel und seine theologischen Schriften und lebte fortan in Berleburg. D. war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und ein Vorläufer der Aufklärung. Bekämpfte er die kirchlichen Dogmen, so setzte er doch das Wesen der Religion in Liebe und Selbstverleugnung. Seine Schriften (ca. 70) sind ausgeführt in Strieders »Geschichte der hessischen Gelehrten«, Bd. 3. Die meisten gab er unter dem Namen Christianus Democritus heraus. Eine Gesamtausgabe erschien Berleburg 1747, 3 Bde. Vgl. Bender, J. K. D., der Freigeist aus dem Pietismus (Bonn 1882).
2) Leopold, Botaniker, geb. 4. Aug. 1827 zu Lauterecken in der Rheinpfalz, studierte seit 1845 Forstwissenschaft in Aschaffenburg, Karlsruhe, München, dann Botanik in Jena, wurde 1856 Lehrer in Idar und war 1869–96 Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Darmstadt. Er schrieb: »Beiträge zur vegetabilischen Zellenbildung« (Leipz. 1858); »Die Entstehung der Milchsaftgefäße« (Rotterd. 1865); »Die Interzellularsubstanz und deren Entstehung« (das. 1867); »Das Mikroskop und seine Anwendung« (2. Aufl., Braunschw. 1882–98, 2 Bde.); »Grundzüge der allgemeinen Mikroskopie« (das. 1885); »Die feinere Struktur der Zellwand« (»Abhandlungen der Senckenbergischen Gesellschaft«, Frankf. a. M. 1878); »Die Blattpflanzen und deren Kultur im Zimmer« (3. Aufl., Weim. 1890); »Handbuch der Laubholzkunde« (Berl. 1889–93, 3 Bde.); »Diatomeen der Main-Rheinebene« (Braunschw. 1903, im Druck).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.