- Dersháwin
Dersháwin (spr. -schá.), Gawriil Romanowitsch, der bedeutendste russ. Dichter des 18. Jahrh., geb. 14. (3.) Juli 1743 in Kasan, gest. 21. (9.) Juli 1816 auf seinem Gut Swanko (Gouv. Nowgorod), Sohn eines armen Edelmanns, besuchte bis 1762 das 1759 eröffnete Gymnasium seiner Vaterstadt, trat dann als Soldat in das Preobrashenskij-Regiment in Petersburg ein und wurde 1769 Offizier. 1773 wurde er in der Suite des Generals Bibikow gegen Pugatschew nach Südrußland geschickt, wo er sich mehrfach auszeichnete, den Rang eines Kapitänleutnants und ein Gut erhielt. 1774–75 hielt er sich infolge besonderer Aufträge in und bei Saratow auf, wo er seine »Citalagaj-Oden« (größtenteils Übersetzungen der Gedichte Friedrichs d. Gr.) schrieb. 1777 bekam er eine Anstellung im Senat unter dem Generalprokureur Fürsten Wjasemskij. 1782 erschien im »Petersburger Boten«, an dem D. seit 1778 Mitarbeiter war, seine zur Verherrlichung der Kaiserin Katharina II. gedichtete Ode »Feliza«, die der Kaiserin ausnehmend gefiel und dem Dichter ein ansehnliches Geschenk einbrachte. Nun stieg D. ziemlich rasch die Stufenleiter zu den höchsten Ehren hinan. 1784 wurde er zum Gouverneur von Olonez und 1785 von Tambow ernannt, 1788 aber von diesem Posten infolge der Ränke seiner Feinde wieder enthoben und sogar vor Gericht gestellt. D. gelang es indessen, die Kaiserin von seinem Recht zu überzeugen, und sie ernannte ihn 1791 zu ihrem Staatssekretär. 1793 wurde er Senator, 1796 unter Kaiser Paul Direktor der Reichsratskanzlei und 1802 unter Alexander I. Justizminister, eine Stellung, von der er jedoch bereits im folgenden Jahre zurücktrat. Von 1803 bis zu seinem Tode lebte er als Privatmann auf seinem Gut Swanko. In seiner Vaterstadt Kasan wurde ihm 1843 ein Denkmal errichtet. Dershawins Poesien zeichnen sich durch Kraft des Ausdrucks, Pracht der Bilder, Originalität der Gedanken und seine, schöpferische Behandlung der Sprache aus. Es kann sich bis Puschkin kein einziger russischer Dichter mit D. messen. Er war ein glühender Verehrer der Kaiserin Katharina II., und diese Verehrung begeisterte ihn zu manchem schönen, von hohem dichterischen Pathos getragenen Gedicht; er war aber auch ein Freund der Wahrheit und eine ehrliche, kernige, leicht aufbrausende Natur, eine seltene Erscheinung in der Zeit und in der Umgebung, in der er lebte. Sein bestes Gedicht ist seine Ode »Bog« (»Gott«), die in alle europäischen Sprachen und selbst ins Japanische (ins Deutsche von Altmann, Notter, Bodenstedt u. a.) übersetzt wurde. Gesamtausgaben der Werke Dershawins sind seit 1798 mehrfach erschienen; die letzte ist die klassische, vom Akademiker I. Grot herausgegebene und mit zahlreichen interessanten Anmerkungen versehene in 9 Bänden (Petersb. 1864–1883). Die beste Biographie des Dichters lieferte Grot im 8. Bande der erwähnten Ausgabe (Supplemente dazu im 9. Bd.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.