Croker

Croker

Croker, 1) John Wilson, engl. Parlamentsredner, Dichter und Journalist, geb. 20. Dez. 1780 in Galway, gest. 8. Aug. 1854 in Old Brompton, studierte in Dublin die Rechte, praktizierte und ward 1807 von der irischen Grafschaft Downe ins Parlament gewählt. Als erster Sekretär der Admiralität gewann er Einfluß auf die Verwaltung des Seewesens, legte aber 1830 seine Stelle nieder und kämpfte im Parlament 1830–32 als »Konservativer« (eine Parteibezeichnung, die er geprägt haben soll) gegen Macaulay und die Reformbill sowie gegen die Emanzipation der Katholiken. In seinen »Familiar epistles« (1804) geißelte er die irische Schaubühne, und in »An intercepted letter from Canton« (1805) schilderte er schonungslos die Sitten von Dublin. Großen Beifall fand sein Gedicht »The battles of Talavera« (1809) und nicht minder seine »Stories fer children from the history of England« (1817), die W. Scott zum Vorbild für seine »Tales of a grandfather« dienten. Auch verdienen die »Songs of Trafalgar« (1804) und die Schrift »A sketch of Ireland, past and present« (1808) Erwähnung. Mit Scott und Canning gründete er 1809 die »Quarterly Review«, für die er viele Aufsätze schrieb. Über seine Ausgabe von Boswells »Johnson« (1831, 5 Bde.; zuletzt 1874) schrieb Macaulay eine Anzeige voll ungerechten Tadels. C. war ein Mann von Ehre, Mut und großer Arbeitskraft, doch geneigt zum Dogmatismus. Seine »Memoirs, diaries and correspondence« gab Jennings heraus (1884, 3 Bde.; 2. Aufl. 1885).

2) Thomas Crofton, Sammler der Sagen Irlands, geb. 15. Jan. 1798 in Cork, war bei der Marineverwaltung angestellt und starb 8. Aug. 1854 in der Nähe von London. Seine »Researches in the south of Ireland« (1824) zeichnen sich durch eine glückliche Mischung von Humor, Gefühl und archäologischer Gelehrsamkeit aus. Darauf folgte sein Hauptwerk: »Fairy legends and traditions of the south of Ireland« (1825), angeregt durch die »Hausmärchen« der Brüder Grimm und von diesen schon 1826 ins Deutsche übersetzt; eine zweite Serie erschien 1827 (6. Aufl. 1882). Aus einer dieser Geschichten, »Daniel O'Rourke«, in Münchhausens Art, machte er selbst eine »Weihnachtspantomime« (1826). Neue Mitteilungen aus dem Volksmunde samt den Aufzeichnungen eines alten Schulkameraden bot er in den »Legends of the lakes, or sayings and doings at Killarney« (1829, 2 Bde.; neue Ausg. 1878) und den »Popular songs of Ireland« (1839, Neudruck 1885). Er gab auch für die Percy Society altirische Gedichte heraus und die »Memoirs« I. Holts, des irischen Rebellengenerals von 1798 (1837, 2 Bde.). Aus all diesen Arbeiten sowie aus seinen eignen humoristischen Erzählungen »Barney Mahoney« und »My village« (1852) leuchtet eine große Kenntnis und Wertschätzung des irischen Volkswesens.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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