- Christ
Christ, 1) Johann Friedrich, Humanist, geb. im April 1700 in Koburg, gest. 3. Sept. 1756 in Leipzig, studierte seit 1720 in Jena, war dann Hofmeister junger Adliger und wurde 1731 außerordentlicher Professor der Geschichte in Leipzig, 1739 ordentlicher Professor der Dichtkunst. C. ist der Begründer der Kunstarchäologie in Deutschland; Heyne, Lessing, auch Winckelmann sind durch ihn beeinflußt worden. Von seinen archäologischen Schriften nennen wir: »Musei Richteriani dactyliotheca« (Leipz. 1743), Vorrede und Text zu den ersten beiden Tausenden der von Lippert herausgegebenen »Dactyliothecae universalis exempla« (das. 1755 u. 1756), »Anzeige und Auslegung der Monogrammatum« (von Malern u. dgl., das. 1747) sowie die aus Nachschriften seines »Collegium litterarium« von Zeune herausgegebenen »Abhandlungen über die Literatur und Kunstwerke vornehmlich des Altertums« (das. 1776). Auch seine historischen Schriften und lateinischen Gedichte verdienen Anerkennung. Vgl. Dörffel, Joh. Friedr. C. (Leipz. 1878).
2) Joseph Anton, Schauspieler, geb. 1744 in Wien, gest. 25. März 1823 in Dresden, entfloh dem Jesuiteninstitut, in dem er erzogen werden sollte, nahm als Husar am Siebenjährigen Kriege teil und ließ sich 1765 bei der Ilgenerschen Schauspielergesellschaft in Salzburg engagieren. 1777 spielte er neben Döbbelin in Berlin erste Liebhaberrollen und jugendliche Helden, trat dann in Hamburg, 1779 in Dresden auf, ging 1783 nach Rußland, wo er mehrere Jahre blieb, 1790 nach Mainz und trat schließlich (1794) bei der Secondaschen Truppe ein, mit der er in Prag, Dresden und Leipzig tätig war. C. wirkte mit den scheinbar einfachsten Mitteln mächtig und übertraf in dieser Beziehung sogar Iffland. Die Natur war ihm in allem Vorbild. – Seine Tochter Friederike, seit 1808 mit dem Schauspieler Schirmer verheiratet, gehörte lange Zeit (namentlich im Fach der Mütter und Anstandsdamen) zu den Zierden des Hoftheaters in Dresden; sie starb 31. März 1833.
3) Wilhelm, Philolog, geb. 2. Aug. 1831 zu Geisenheim, studierte 1850–53 in München und Berlin, wurde 1854 Lehrer am Maximilians-Gymnasium in München, 1860 ordentlicher Professor an der Universität daselbst und trat 1902 in den Ruhestand. Von seinen zahlreichen Schriften nennen wir: »Grundzüge der griechischen Lautlehre« (Leipz. 1859); »Pindari carmina« (das. 1869, 3. Aufl. 1897; große kritische Ausg., das. 1896); »Anthologia graeca carminum christianorum« (das. 1871, mit Paranikas); »Metrik der Griechen und Römer« (das. 1874, 2. Aufl. 1879); »Aristotelis de arte poetica liber« (das. 1878); »Homeri Iliadis carmina« (das. 1884, 2 Bde.); »Aristotelis metaphysica« (das. 1886); »Geschichte der griechischen Literatur bis auf die Zeit Justinians« (Münch. 1888, 3. Aufl. 1898).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.