- Buß [2]
Buß, 1) Franz Joseph, Ritter von, ultramontaner Politiker, geb. 23. März 1803 in Zell am Harmersbach, gest. 1. Febr. 1878 in Freiburg, studierte Philosophie, Medizin und die Rechte und habilitierte sich 1824 in Freiburg, wo er 1833 außerordentlicher und 1836 ordentlicher Professor für Rechts- und Staatswissenschaft wurde. Als Mitglied der badischen Zweiten Kammer (seit 1837) stand er im Gegensatze zu seinen frühern liberalen Grundsätzen auf seiten der streng kirchlichen Partei und wurde, 1848 von einem westfälischen Bezirk in das Frankfurter Parlament gewählt, Führer der großdeutsch-ultramontanen Richtung. 1863 in den österreichischen Ritterstand erhoben, ward er 1873 wieder in die badische Abgeordnetenkammer, 1874 in den Reichstag gewählt und trat dort in das Zentrum ein. Literarisch vertrat er die völlige Trennung von Kirche und Staat, stiftete viele katholische Vereine und wurde 1848 Präsident der zu Mainz tagenden Pius-Vereine, er befürwortete die Errichtung katholischer Universitäten und eiferte für den Jesuitenorden. Er schrieb unter anderm: »Geschichte der Staatswissenschaft« (Karlsr. 1839, 2 Bde.); »Urkundliche Geschichte des National- und Territorialkirchentums in der katholischen Kirche Deutschlands« (Schaffh. 1851); »Der heilige Thomas, Erzbischof von Canterbury« (Mainz 1856); »Österreichs Umbau in Kirche und Staat« (Wien 1862, Bd. 1). Aus seinem Nachlaß erschien »Winfrid-Bonifacius« (Graz 1880).
2) Ernst, um die Missionssache verdienter prot. Theolog, geb. 15. Febr. 1843 in Tenniken (Baselland), 1870 Pfarrer in Lenk, 1875 in Zofingen, 1879 in Basel und 1880 in Glarus. Zur Durchführung der in seiner Schrift: »Die christliche Mission, ihre prinzipielle Berechtigung und praktische Durchführung« (Leiden 1876) niedergelegten Grundsätze wurde 1884 der Allgemeine evangelisch-protestantische Missionsverein (s.d.) gegründet, dem B. bis 1893 vorstand. Auch als Alpenkenner machte B. sich durch mehrere Schriften bekannt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.