Boyneburg [2]

Boyneburg [2]

Boyneburg (Bemelberg), 1) Konrad (Kurt) von, dem hessischen Zweige der Familie B. angehörend, der »kleine Heß« genannt, nach Frundsberg (s.d.) der berühmteste Landsknechtführer Kaiser Karls V., geb. 1494, gest. 29. Juni 1567 in Schelklingen, kam als Edelknabe an den Hof des Herzogs Ulrich von Württemberg (s.d.), verließ ihn aber nach der Ermordung des Hans v. Hutten und half, nachdem er für den Landgrafen Philipp von Hessen, den Lehnsherrn seiner Familie, die Feste Lützelstein gegen Sickingen verteidigt hatte, bei der Vertreibung des Herzogs Ulrich aus Württemberg. Darauf zog er mit Sickingen gegen Trier und mit Fürstenberg gegen Frankreich, befehligte ein Fähnlein Landsknechte unter Frundsberg. Als dieser für den Kaiser ein größeres Heer nach Italien führte, erwählte er B. zu seinem Stellvertreter, als welcher er nach Frundsbergs plötzlicher Erkrankung 16. März 1527 den Oberbefehl über die deutschen Landsknechte übernahm, an deren Spitze er 6. Mai 1527 Rom erstürmte. Er zeichnete sich ferner bei der Verteidigung Neapels 1528, bei der Eroberung von Florenz 1530, gegen die Türken 1532, in dem Treffen bei Laufen am Neckar 1534 aus, wurde aber bei dem Sturm auf St.-Pol in Nordfrankreich 1537 schwer verwundet. Seit 1540 im Dienste der Herzöge von Bayern und zum Pfleger in Friedburg ernannt, kämpfte er wiederholt gegen Türken und Franzosen, eroberte 1544 Vitry und Meaux, nahm am Schmalkaldischen Kriege teil und tat sich insbes. in Karls V. Feldzug gegen Frankreich 1552–54 hervor. Die letzte Schlacht, der er beiwohnte, war die von St.-Quentin 1557. Aus seiner Kriegsbeute hatte er sich einen bedeutenden Grundbesitz in Schwaben erworben. Kaiser Maximilian II. erhob 1571 seine Nachkommen in den Reichsfreiherrenstand. Vgl. Solger, Der Landsknechtsobrist Konrat von Bemelberg (Nördling. 1870).

2) Johann Christian von, Diplomat, geb. 12. April 1622 in Eisenach, aus der schwarzen Linie des Geschlechts, gest. 8. Dez. 1672 in Mainz, ward hessischer Gesandter am schwedischen Hof, später Geheimrat und 1650 erster Minister in Kurmainz. 1656 wurde er katholisch. Im Reiche betätigte er sich diplomatisch besonders bei der Wahl des Kaisers Leopold. Von den Jesuiten verdächtigt, wurde er 1664 verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Er beschäftigte sich nunmehr mit Versuchen, die religiöse Einheit in Deutschland herzustellen, bewog auch, selbst wissenschaftlich tätig, Leibniz, nach Frankfurt überzusiedeln und 1670 in mainzische Dienste zu treten. Seine Korrespondenz mit vielen Gelehrten seiner Zeit wurde mehrfach (zuletzt von Gruber, Hannov. u. Götting. 1715) herausgegeben.

3) Philipp Wilhelm, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 21. Nov. 1656 in Mainz, gest. 23. Febr. 1717 in Erfurt, hatte Leibniz zum Lehrer und Führer auf seinen Reisen durch Frankreich, Italien, die Schweiz und Deutschland, widmete sich dem geistlichen Stande, betrat dann die diplomatische Laufbahn; als mainzischer Gesandter in Wien wurde er vom Kaiser Leopold zum Reichshofrat und Kämmerer ernannt. Als ihn aber 1690 der Kurfürst von Mainz zum Reichsvizekanzler vorschlug, bestätigte ihn der Kaiser nicht, machte ihn aber zum kaiserlichen Gesandten in Frankfurt. Die Wahl zum Koadjutor des Kurfürsten von Mainz schlug er 1695 aus, nahm dagegen 1702 die Stelle eines Statthalters von Erfurt an.


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