Bilderdienst

Bilderdienst

Bilderdienst und Bilderverehrung (Ikonolatrie, Idololatrie). Die Neigung und Gewohnheit, das göttliche Wesen und die göttlichen Kräfte in Bildern darzustellen und zu verehren, ist dem gesamten Altertum gemein. Einen scharfen Gegensatz dazu bieten nur die Religion Zoroasters, der Mosaismus und der Islam. Auch das Christentum war dem Bildet dienst von Haus aus abgeneigt. Die sehr alte Anwendung der christlichen Symbole des Kreuzes, des Hirten, des Lammes, des Fisches, des Schiffes, der Palme. des Phönix, der Taube etc. an den Wänden der Wohnungen, auf Gräbern, Sarkophagen und Geräten widerspricht dem nicht. Erst bei den gnostischen Sekten des 2. und 3. Jahrh. treffen wir auch Bildnisse Christi an. Allmählich drang aber der Schmuck der Gotteshäuser mit Bildern auch in die rechtgläubige Kirche ein. Im 4. Jahrh. begann der Bilderstreit. Noch sprachen sich Synoden und die angesehensten Kirchenväter namentlich gegen die Abbildungen Christi und Gottes als durchaus unzulässig aus. Aber schon jetzt gab es z. B. in Edessa ein angeblich authentisches Bild Christi, und bald kamen solche sowie Bilder der Jungfrau Maria und andrer Heiligen allenthalben auf. Es wurde Sitte, die gewissen Heiligen geweihten Kirchen mit Darstellungen aus ihrem Leben oder mit Bildern aus der heiligen Geschichte zu schmücken. Schon Augustin klagte über Bilderanbetung, Cyrillus von Alexandria dagegen beförderte grundsätzlich den Bilderdienst. Die Theorie dazu erfand Gregor I.: die Bilder seien die Bücher der Armen, aus denen sie, die nicht lesen können, die Kenntnis der heiligen Geschichte schöpfen. Im Verlauf des 6. Jahrh. wurde es besonders im Orient herrschende und kirchlich gebilligte Sitte, sich vor den Bildern und Statuen niederzuwerfen, sie durch Niederknieen, Küssen, Anzünden von Kerzen und von Weihrauch, Bekleidung mit kostbaren Gewändern und Verzierung mit Geschmeiden zu ehren (s. Anbetung). Man sing an, zu besonders berühmten Bildern zu wallfahrten, sie zu preisen und zu beschenken; ja, der Gegensatz gegen den andringenden Islam und gegen das Judentum konnte dazu verleiten, in diesem Bilderdienst etwas spezifisch Christliches zu finden. Aber darin lag auch für die oströmischen Kaiser, denen eine so schroffe Scheidewand zwischen den Religionen im politischen Interesse unerwünscht war, ein Motiv zum Einschreiten. Besonders Leo der Isaurier (717–741), Konstantin Kopronymos (741–775), Leo der Chasare (775–780), Leo der Armenier (813–820) und Theophilos (829–842) hatten sich die Ausrottung des Bilderdienstes zum Ziel gesetzt. Aber gegen den schon vom ersten dieser Monarchen eingeleiteten förmlichen Bildersturm (Ikonoklasmus) erhob sich der Fanatismus der Mönche im Bunde mit weiblicher Bigotterie, und die Kaiserinnen Irene und Theodora ließen auf den Synoden von Nicäa (787) und Konstantinopel (842) beschließen, daß die Bilder Christi, der Jungfrau, der Engel und Heiligen durch Küssen, Kniebeugen, Lichteranzünden und Weihrauch zu verehren, wahrhaftiger Gottesdienst aber nur der Trinität zu leisten sei. Dieselbe Theorie eignete sich auch die lateinische Kirche an trotz des Widerstandes, den die fränkische Kirche unter Karl d. Gr. leistete (s. Karolingische Bücher). Auch die Abbildung Gottes des Vaters wurde erlaubt. In der Tat haben auch die Maler darauf nie verzichtet, und nur die reformierte Kirche hat im Gehorsam gegen den Dekalog mit den Bildern Gottes allen und jeden Bilderschmuck aus den Kirchen entfernt, während Luther sich durch Karlstadts Bildersturm (1522) auf die andre Seite drängen ließ. Vgl. Schlosser, Geschichte der bilderstürmenden Kaiser (Frankf. 1812); v. Wessenberg, Die christlichen Bilder (neue Ausg., St. Gallen 1845, 2 Bde.); Piper, Über den christlichen Bilderkreis (Berl. 1852); Lüdtke, Die Bilderverehrung in den ersten christlichen Jahrhunderten (Freiburg 1874); Schwarzlose, Der Bilderstreit (Gotha 1890).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bilderdienst — (Bilderverehrung, gr. Ikonolatrie). Von Anfang an dachten sich die Menschen die unsichtbare Gottheit in einer sichtbaren, bes. menschlichen Gestalt, die man durch die bildenden Künste auch darstellte. Da man auch die gewaltigen Naturkräfte… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Bilderdienst — und Bilderverehrung (Idololatrie, Ikonolatrie), Anbetung der Gottheit in Gestalt von Bildern. Hierbei ist die Religionsstufe, die im Bild selbst den Gott erblickt (der Fetischismus) zu unterscheiden von der höhern, die das Bild nur als sinnliche… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Bilderdienst — Als Bilddienst oder Bilderdienst bezeichnet man die Bilderverehrung den digitalen Foto Bilderdienst, fotografische Bildbearbeitungsdienste und Online Bilderdienste Bilddatenbanken …   Deutsch Wikipedia

  • Bilderdienst, der — Der Bilderdienst, des es, plur. car. die gottesdienstliche Verehrung der Bilder der Heiligen …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Bilderdienst — Bịl|der|dienst 〈m. 1〉 = Bildstelle * * * Bịl|der|dienst, der: 1. Bilddienst. 2. Bilderverehrung. * * * Bịl|der|dienst, der: 1. Bilddienst. 2. Bilderverehrung …   Universal-Lexikon

  • Digitaler Bilderdienst — Als digitalen Bilderdienst oder Printdienst bezeichnet man in der Fotografie einen Dienstleister, der Ausbelichtungen (sog Prints, engl. für Druck) von digitalem bzw. digitalisiertem Ausgangsmaterial erstellt. Daneben bieten einige spezialisierte …   Deutsch Wikipedia

  • Online-Bilderdienst — Online Fotoservice (auch unter zahlreichen anderen Bezeichnungen, wie Online Bilderdienst, Online Fotolabor usw. bekannt) ist ein Dienstleistungsangebot, durch das eine Ausbelichtung von digitalen Bilddaten auf Fotopapier oder andere Medien… …   Deutsch Wikipedia

  • Poly-Bilderdienst — Die BEA + Poly Verlags AG ist ein Verlag mit Sitz in Brugg (Schweiz). Kunden können Sammelpunkte, die sich auf verschiedenen Produkten des täglichen Bedarfs befinden, gegen Prämien, meist Spielzeug und Puppen, einlösen. Bekannt waren insbesondere …   Deutsch Wikipedia

  • Bilddienst — Als Bilddienst oder Bilderdienst bezeichnet man die Bilderverehrung den digitalen Foto Bilderdienst, fotografische Bildbearbeitungsdienste und Online Bilderdienste Bilddatenbanken …   Deutsch Wikipedia

  • Bildverehrung — Als Bilderverehrung (Bilderdienst oder Idolatrie) bezeichnet man sowohl die bildliche Darstellung göttlicher Wesen und Kräfte sowie mit Gott oder den Gottheiten verbundener geschöpflicher Wesen (Engel, Heilige oder Symboltiere), als auch die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”