Zinkotypie

Zinkotypie

Zinkotypie (Zinkhochätzung, Chemigraphie, Chemitypie, auch Zinkographie), graphisches Druckverfahren, nach dem ein auf eine Zinkplatte mit fetter Schwärze oder Asphalt übertragenes Bild hochgeätzt wird, so daß man wie von einem Holzschnitt Abdrücke in der Buchdruckpresse erzeugen kann. Die Idee der Z. sprach zuerst Eberhard 1822 aus, Höfel stellte 1840 Zinkhochätzungen her. Vervollkommt und in die Praxis eingeführt wurde die Z. von Gillot (Panikonographie, Gillotage). Den größten Aufschwung erfuhr die Z. durch Angerer in Wien seit 1870. Zur Herstellung von Zinkotypien wird die Zinkplatte an den Bildstellen durch Fette, Harze u. dgl. gedeckt (geschützt) und in der Regel mit verdünnter Salpetersäure geätzt. Man kann Schrift oder Bilder unmittelbar mit fetter Farbe auf die Zinkplatte zeichnen oder die Zeichnung mit fetter Tinte oder Kreide auf geeignete Papiersorten ausführen und auf die Zinkplatte umdrucken. Letzteres Verfahren wird für Chemigraphie am meisten verwendet. Bei der Pholozinkotypie (Photochemigraphie) wird das fette Bild mittels photographischer Prozesse auf die Zinkplatte gebracht. Man kopiert ein photographisches Negativ auf Papier, das mit Gelatine und Kaliumbichromat präpariert ist und nach Art der photolithographischen Umdruckpapiere durch Lichtwirkung gewissermaßen gegerbt wird, so daß beim Auftragen von fetter Farbe und Waschen mit Wasser das Fettbild nur an den belichteten Stellen stehen bleibt. Für präzise Arbeiten (Herstellung von Autotypien auf Zink) kopiert man das Bild direkt auf Zinkplatten, die zu diesem Zwecke mit einer lichtempfindlichen Schicht (Asphalt) überzogen werden. Beim Chromateiweißverfahren werden die Zinkplatten mit Eiweiß und Ammoniumbichromat in dünner Schicht überzogen, getrocknet, unter einem hautförmigen Negativ belichtet, dann mit firnis-, fett- und harzhaltigen Farben mittels einer Walze bedeckt und in kaltes Wasser gelegt, das nur die nicht belichteten Stellen des Chromateiweiß auflöst. Die unlöslich gewordenen belichteten Partien samt dem fetten Farbenüberzug bleiben zurück und werden durch Einstauben mit Kolophonium- oder Asphaltpulver und gelindes Erwärmen gedeckt; sie widerstehen dann der Ätzung mit verdünnter Salpetersäure. In ähnlicher Weise können auch lichtempfindliche Gemische von Leim oder Fischleim mit Bichromaten auf Zink auf getragen werden; man entwickelt mit Wasser, färbt das kaum sichtbare Bild mit Methylviolett, härtet es mit Chromalaun u. dgl. und erhitzt schwach, wobei weitere Härtung erfolgt. Strichzeichnungen können in der Regel nicht mit einer einzigen Ätzung genügend eingeätzt werden, weil die Ätzflüssigkeit seitlich unter die schützende Deckschicht dringen und die Striche unterfressen würde. Man ätzt deshalb anfänglich nur wenig an, unterbricht die Ätzung, trägt harzhaltige Farbe auf, bringt diese durch Erwärmen zum Abschmelzen über die Seitenränder und führt auf diese Weise die Tiefätzung stufenartig zu Ende. Schließlich erfolgt die Reinätzung, welche die in der Regel scharfen und kantigen Stufen abrundet. Zu diesem Zweck wird auf die Platte mittels einer glatten Walze wenig fette Farbe aufgetragen, mit Harzpulver eingestaubt, dieses angeschmolzen und ins Säurebad gelegt. Durch die amerikanische Fräs- oder Rauting-Maschine vertieft man die größern leeren Flächen sowie die Ränder der Metallklischees sehr schnell und billig. Bei der Chromozinkographie kommen mehrere Platten zur Herstellung von Farbendrucken in Anwendung. Außer der Strichhochätzung ist die Autotypie (s. d.) oder photographische Halbtonätzung mittels des Rasterverfahrens auf Zinkplatten für den Illustrationsdruck von großer Bedeutung geworden. Vgl. Husnik, Die Zinkätzung (3. Aufl., Wien 1907); Krüger, Die Zinkogravüre oder das Ätzen in Zink (4. Aufl., das. 1905); Mörch, Handbuch der Chemigraphie (Düsseld. 1886); Toifel, Handbuch der Chemigraphie (2. Aufl., Wien 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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