Wellenberuhigung

Wellenberuhigung

Wellenberuhigung durch Öl. Schon den Alten war bekannt, daß die Wellen des stürmischen Meeres durch etwas auf die Oberfläche gegossenes Öl geglättet werden; Aristoteles erwähnt diese Eigenschaft des Öles. Die Taucher der Mittelmeerküsten, die nach Korallen oder Schwämmen suchen, bedienen sich einer kleinen Menge Olivenöls, um die Wasserfläche im gegebenen Moment des bessern Sehens halber zu glätten. Eingehender hat sich zuerst Franklin 1772 durch experimentelle Untersuchungen mit der Frage beschäftigt. Seit 1881 stellte Shelds Versuche zur W. im Hafen von Peterhead (Schottland), der bei schlechtem Wetter fast unnahbar ist, an. Seit dieser Zeit sing man auch an, von Schiffen und Booten aus das Öl zur Beruhigung der stürmischen See zu benutzen, in den meisten Fällen mit sehr gutem Erfolg; die Wellenbewegung als solche wird dabei nicht beseitigt, wohl aber werden die an Deck der Schiffe stürzenden Brechseen und Spritzwellen vom Schiffe abgehalten. Die Wirkung des Öles besteht darin, daß es sich mit großer Schnelligkeit in einer dünnen Schicht (1/100000-1/90000 mm dick) über die Wasseroberfläche ausbreitet, und sich im Bereiche dieser Ölfläche die für die Schiffe gefährlichen Brechseen legen und an Stelle der schäumenden, brandenden Wellensturzsee eine glatte Dünung entsteht. Die dickflüssigern Öle, besonders Fischöl, haben bisher die besten Erfolge gehabt; bei niedriger Temperatur leisten auch dünnflüssige Öle (Mineralöle, Petroleum) gute Dienste. Als Ausgußgefäße werden an Bord gewöhnlich Säcke aus Segeltuch oder grober Leinwand verwendet, die lose mit Werg oder Twist und dann mit ca. 4 Lit. Öl gefüllt werden. Die Säcke werden über Bord gehängt, und zwar am besten zwischen Wind und Wasser, so daß sie bei den Bewegungen des Schiffes gerade die Wasseroberfläche berühren. Die in dieser Lage beiden Elementen ausgesetzten Öltropfen werden sowohl durch die Gewalt des Windes als der Spritzwellen zerpeitscht und zerstäubt. Man erklärt die W. mit der durch die Ölschicht veränderten Oberflächenspannung. Nach Rottok wird die Oberfläche des Wassers durch die sie bedeckende Ölschicht der die erstere zerreißenden und dadurch den brandenden Wellenkamm erzeugenden Wirkung des Windes entzogen, indem sie einerseits gegen den direkten Angriff des Windes auf das Wasser eine Schutzdecke bildet, selbst aber vermöge ihrer größern Zähigkeit und Kohäsion einem Zerreißen und Eindringen des Windes einen größern Widerstand entgegensetzt, anderseits die etwa an der Wasseroberfläche durch die Reibung des Windes entstandenen Unebenheiten sofort wieder ausgleicht, indem das Öl in diese eindringt und sie ausfüllt. Vgl. Rottok, Die Beruhigung der Wellen durch Öl (preisgekrönt, Berl. 1888); Karlowa, Die Verwendung von Öl zur Beruhigung der Wellen (Hamb. 1888); Großmann, Die Bekämpfung der Sturzwellen durch Öl (Wien 1892); Richter, Die Lehre von der W. (Berl. 1894); »Anleitung für den Gebrauch von Öl zum Glätten der See« (das. 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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