Victorĭa [6]

Victorĭa [6]

Victorĭa, britisch-austral. Staat im südöstlichen Australien (s. Karte »Australien«), im N. von Neusüdwales (Murray), im W. von Südaustralien, im S. durch die Baßstraße, im O. durch den Stillen Ozean begrenzt, 227,610 qkm groß. Die Küste ist teilweise Steilküste, zum Teil aber niedrig und sumpfig. Die bedeutendsten Einschnitte sind die Port Phillip-Bai (s. d.), Portlandbai, Western Port, Warasahbai und Corner Inlet. Das Gebirgssystem ist eine Fortsetzung der Australischen Alpen, die im Mount Bogong 1984 m erreichen und sich unter dem Namen Scheidegebirge (Dividing Range) in ostwestlicher Richtung bis gegen die Grenze hin ziehen, wo sie die Namen Pyrenäen und Grampians (Mount William 1300 m) annehmen. Die Flüsse sind außer dem Murray (s. d.) unbedeutend und wasserarm; schiffbar sind der Yarra Yarra bis Melbourne aufwärts und im untersten Laufe der Snowy River sowie der Tambo, Mitchell und Latrobe, die die Strandseen King, Victoria und Wellington bilden. Der große Binnensee Corangamite ist salzig wie viele andre. Das Klima ist sehr mild; das Thermometer fällt im Winter (Juli) selten unter den Gefrierpunkt, im Sommer steigt es bei heißen Nordwinden bis 41°, die Durchschnittstemperatur in Melbourne ist 14,2°, der Regenfall 658 mm. Die Pflanzen- und Tierwelt ist im allgemeinen die Australiens (s. Australien, S. 169 f.); in den Australischen Alpen sind antarktische Buchen, die buschigen Eucalyptus alpina und pauciflora, in Gippsland Livistona australis als südlichste Fächerpalme heimisch. Die Bevölkerung bestand 15. Aug. 1835 erst aus 14 Seelen. 1861 zählte V. 541,800,1907: 1,246,644 Köpfe und ist mit 5,48 Einw. auf 1 qkm der dichtest bewohnte Staat Australiens. Die Zahl der Eingebornen (bei Beginn der Ansiedelung auf 6000 geschätzt) betrug 1905: 382. Die Einwanderung, früher sehr stark, wurde in den letzten Jahren regelmäßig durch die Auswanderung (1904 um 10,789 Seelen) übertroffen. Der Volksunterricht ist frei und konfessionslos, der Schulbesuch obligatorisch; 1905 wurden 1930 öffentliche Schulen von 234,614 Schülern besucht, außerdem bestehen 711 Privat- und 34 Spezialschulen und eine Universität in Melbourne (s. d.). Die Konfession ist überwiegend die protestantische. Sehr groß ist die Zahl der Wohltätigkeitsanstalten verschiedenster Art. Der Ackerbau nimmt stark zu; 1905 standen 4,176,000 Acres unter Kultur, die vornehmlich Weizen, dann Hafer, Gerste, Erbsen und Bohnen, Heu, Kartoffeln liefern. Im Weinbau (28,016 Acres mit 1,8 Mill. Gallonen Ertrag) nimmt V. unter den australischen Staaten die führende Stellung ein. Noch wichtiger ist indes die Viehzucht; Ende 1905 zählte man 385,513 Pferde, 1,737,690 Rinder, 11,455,115 Schafe und 273,682 Schweine. Butter- und Käsebereitung bilden wichtige Beschäftigungen. Der Bergbau, früher die wichtigste Einnahmequelle, hat jetzt sehr an Bedeutung verloren, seitdem die früher überreichen Goldfunde (1856 im Werte von 11,943,000 Pfd. Sterl.) gewaltig gesunken sind (1905: 3,173,744 Pfd. Sterl.). Die Funde von Silber, Zinn, Kupfer, Antimon, Blei, Kohle, Schiefer, Eisen etc. treten hiergegen sehr zurück. Der Gesamtwert alles seit 1851 bis Ende 1900 gewonnenen Goldes wird auf 257,4 Mill. Pfd. Sterl. berechnet. Die Industrie ist in V. unter starken Schutzzöllen mehr entwickelt als sonst in Australien; 1906 zählte man 4360 gewerbliche Anstalten mit 85,229 Arbeitern, darunter 64 Kornmühlen, 39 Brauereien, 9 Wollzeugfabriken, 84 Gerbereien, 134 Schuh- und Stiefelfabriken, 222 Molkereien, ferner Ziegeleien, Seifensiedereien, Tabakfabriken u. a. Der Handel mit dem Ausland geht fast ausschließlich über Melbourne. 1906 betrug die Einfuhr (Wolle und Gold aus Neusüdwales, Baumwoll-, Woll-, Metallwaren, Zucker, Tee, Kleider, Eisen, Tabak etc.) 25,234,402, die Ausfuhr (Wolle, Gold, Weizen und Mehl, Butter und Käse, Häute, Talg etc.) 28,917,992 Pfd. Sterl. Der Handel richtet sich vornehmlich nach England und den übrigen australischen Kolonien. Es liefen 1905: 2376 Schiffe von 3,989,903 Ton. ein, aus: 2274 Schiffe mit 3,859,098 Ton. Der Staat besitzt 206 Segelschiffe und 160 Dampfer von zusammen 111,029 Ton. Es bestehen 12 Banken, außerdem Regierungs- und Postsparkassen. Eisenbahnen gehen von Melbourne nach neun Richtungen aus; die Länge sämtlicher Linien betrug 1904/05: 5462 km. Melbourne (s. d.) sowie andre Orte besitzen Straßenbahnen. Die Telegraphen haben (1904) 10,451 km Linienlänge. Ein Kabel führt nach Tasmania. Die Post, die gleich dem Telegraphenwesen jetzt Sache des Commonwealth ist, beförderte durch 1673 Postanstalten 119,7 Mill. Briefe und Postkarten und 42,2 Mill. Zeitungen. Telephonische Verbindung besitzen alle größern Städte. Der Gouverneur wird von der englischen Krone auf sechs Jahre ernannt; das Parlament besteht aus einem Ober- und einem Unterhaus, die 48 Mitglieder des ersten werden auf sechs, die 95 des zweiten auf drei Jahre gewählt. Die Einnahmen betrugen 1905/06: 7,803,958, die Ausgaben 7,128,430, die Schuld (zum allergrößten Teil für Eisenbahnen aufgenommen) 1905: 51,513,767 Pfd. Sterl. Für die Verteidigung der Kolonie besteht ein Korps von 28,529 Mann, darunter 406 Reguläre, ein Panzermonitor und 6 Torpedoboote mit 270 Mann. Vgl. Labilliere, Early history of V. (2. Aufl., Lond. 1879, 2 Bde.); Brough Smyth, The aborigines of V. (Melbourne 1878, 2 Bde.); Turner, History of the colony of V. (Lond. 1904, 2 Bde.); Bannow, The colony of V., socially and materially (das. 1897); Hayter, Yearbook of V. (Melbourne).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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