- Urwald
Urwald, die natürliche und ursprüngliche Waldform, ehe die Hand des Menschen verändernd und gestaltend in die Waldvegetation eingreift. Im U. findet die Verjüngung der Baumvegetation ausschließlich durch spontane Aussäung statt. Auch wird der Kampf der einzelnen Stämme um Luft und Licht hier nicht durch den Menschen geregelt wie im Kulturwald. Die Humusbildung ist außerdem eine viel ausgiebigere, da die abgestorbenen und niedergebrochenen Stämme beständig von neu entstandenen Vegetationsschichten überwuchert und im Boden eingeschlossen werden. Der U. weicht überall der Kultur. In höchster Pracht findet er sich in den Tropen, deren Wälder durch reichliche Epiphyten, Lianen und andre Vegetationsformen von denen der außertropischen Zone verschieden sind (Tropenwald, s. d.). Die Vereinigten Staaten haben sechs, Kanada vier Parke, die durch Gesetz jeder Besiedelung und Kultur entzogen sind. In England bildet der Brandlehowgare in Cumberland einen U. von ca. 50 Hektar, Frankreich hat ähnliche Wälder bei Fontainebleau (1616 Hektar), Compiegne (700 Hektar). Der U. am Kubany im Böhmerwald hat 50 Hektar. In Deutschland gibt es ursprüngliche Waldflächen in Oldenburg. In Preußen bleiben urwaldartige Bestände in einigen Staatswäldern wenigstens vom Kahlhieb verschont. Auch bei Tegernsee gibt es Urwaldbestände. Vgl. Göppert, Skizzen zur Kenntnis der Urwälder Böhmens und Schlesiens (Bonn 1868).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.