Transbaikalĭen

Transbaikalĭen

Transbaikalĭen (Sabaikalien), russ. Provinz im ostsibirischen Generalgouvernement Amur (s. Karte »Sibirien«), östlich vom Baikalsee, begrenzt von den Provinzen Irkutsk, Jakutsk, Amur und von China (Mandschurei und Mongolei), 613,475 qkm mit (189.) 676,407 Einw. (1 auf 1 qkm). Das Land wird mitten durchzogen vom Jablonowoigebirge (Sokhondo 2453 m), den Nordwesten nimmt das 1000–1200 m hohe, unwirtliche Witimplateau ein, in den südöstlichsten Teil (früher Daurien genannt) reicht die Wüste Gobi hinein. Bedeutendste Flüsse sind an der Nordgrenze auf 600 km der Witim, die in den Baikalsee mündenden Angara, Bargusin, Selenga mit Uda, an der Ostgrenze auf 950 km der Argun, der zur Schilka mit Ingoda fließt. Die zahlreichen Seen haben 19,031 qkm Fläche, wovon 17,004 qkm auf den zur Provinz gehörigen östlichen Teil des Baikalsees entfallen. Das Klima ist ausgesprochen kontinental; Nertschinskij Sawod hat eine Jahrestemperatur von -3,7° (Januar -29,5°, Juli 18,3°), Niederschläge 390 mm. Der früher große Waldreichtum hat infolge sinnloser Verwüstung sehr abgenommen, 1853 betrug er 25,709,012, aber 1886 nur noch 5,961,428 Hektar. Der Reichtum an Pelztieren war früher weit größer. Die Bevölkerung besteht aus Russen (65 Proz.), meist Griechisch-Orthodoxe, aber auch Raskolniken, ferner aus Tungusen (Schamanen), Buräten (Buddhisten), Chinesen (an der Grenze). Es bestehen 353 Schulen. Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau und Viehzucht. Gebaut werden im S. Weizen, Roggen, Gerste, Buchweizen, Kartoffeln, ferner Flachs, Hanf, Tabak, im Tal des Onon auch Melonen und Gurken. Bedeutende Viehzucht wird namentlich im SO. getrieben, besonders Pferde und Rinder, auch Schafe mit Fettschwänzen, Kamele. Die Fischerei im Baikalsee ist sehr einträglich. Der Bergbau (Gold, Silber, Blei) war früher bedeutender. Warme Quellen von 2–45° sind zahlreich vorhanden. Die Industrie ist namentlich vertreten durch Berg- und Hüttenwerke (156), Gerbereien, Talgschmelzereien und Seifensiedereien u. a., im ganzen 225 gewerbliche Anstalten mit einer Jahreserzeugung von 4,790,000 Rubel. Der Handel geht jetzt weniger über Kiachta nach China, als vielmehr über die Sibirische Eisenbahn (s. d.), die T. auf einer Länge von 1520 km durchschneidet. Dampfer befahren den Baikalsee während 6–7 Monaten. Hauptstadt ist Tschita. Die Russen kamen zuerst 1644 nach T., das ihnen bald Tribut zahlen mußte und 1722 zum Verbannungsort für schwere Verbrecher gemacht wurde, dann zum Gouvernement Irkutsk gehörte und 1851 unter selbständige Verwaltung kam. Die Provinz zerfällt in die Kreise Bargusin, Werchne-Udinsk, Selenginsk, Troizkosawsk, Akscha, Tschita, Nertschinsk, Nertschinsk Sawod. Vgl. Karte des südlichen Teiles von T., 2 Blätter, 1:840,000 (russ., St. Petersb. 1904), mit Begleitworten von Gerassimow; Carte géologique de la T. méridionale, 1:1,680,000 (das. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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