- Tessin, Karl Gustaf
Tessin, Karl Gustaf, Graf, schwed. Staatsmann, geb. 15. Sept. 1695 in Stockholm als Sohn des berühmten Architekten Graf Nikodemus T. (1654–1728), gest. 7. Jan. 1770 auf Åkerö, entstammte einem Stralsunder Patriziergeschlecht, das in Schweden 1674 geadelt und 1699 in den Freiherren-, 1714 in den Grafenstand erhoben wurde. Durch Reisen gründlich gebildet, beteiligte sich T. früh am öffentlichen Leben, schloß sich anfangs der holsteinschen Partei, dann den Gegnern Horns (s. d. 3, S. 559) an und gehörte seit deren Sieg (1738) zu den einflußreichsten Führern der »Hüte« (s. d.). 1725–26, bez. 1735–36 wirkte er als Gesandter in Wien, 1739–1742 in Paris, 1743 in Kopenhagen, 1744 in Berlin. 1741 zum Reichsrat, 1745 zum Oberhofmarschall beim Thronfolgerpaar ernannt, leitete er seit 1747 als Kanzleipräsident die äußere Politik Schwedens in franzosenfreundlichem Sinn und war Gouverneur des Prinzen Gustav (III.), legte aber wegen heftiger Zerwürfnisse mit dem Hofe 1752, bez. 1754 beide Ämter nieder und nahm 1761 auch seinen Abschied als Reichsrat. Um die künstlerische und geistige Entwickelung Schwedens im 18. Jahrh. erwarb sich T. bleibende Verdienste. Auch leistete er als Schriftsteller Bedeutendes. Seine »Briefe eines alten Mannes an einen jungen Prinzen« (Stockh. 1751 u. ö.) erschienen auch französisch (Par. 1755, 2 Bde.). Vgl. Ehrenheim, T. och Tessiniana (Stockh. 1819); »K. G. Tessins dagbok 1757« (mit Einleitung von G. Montgomery, das. 1824); »Skrifter af K. Gust. T.« (hrsg. von Frunck, Upsala 1882–83, 2 Tle.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.