- Teniers
Teniers (spr. tenjē, oder flämisch: tenīrs), 1) David, der Ältere, niederländ. Maler, geb. 1582 in Antwerpen, gest. daselbst 29. Juli 1649, war Schüler seines ältern Bruders, Julian, bildete sich dann in Rom bei A. Elsheimer weiter und wurde 1606 als Freimeister in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen. Nachdem er anfangs große Kirchenbilder von trockener Färbung gemalt, wandte er sich später der Landschaft, dem phantastischen und bäuerlichen Genre zu, demselben Gebiete, das sein berühmterer Sohn behandelte. Die Bilder des Vaters unterscheiden sich von denen des Sohnes durch eine härtere und trockenere Behandlung und spitzigere Pinselführung bei minder geistvoller Charakteristik. Hervorzuheben sind: der Auszug der Hexen (im Museum zu Douai), die zechenden Bauern vor der Dorfschenke (Darmstadt), die Versuchung des heil. Antonius (in den Galerien zu Berlin und Schwerin), acht Landschaften mit biblischer und mythologischer Staffage (in der kaiserlichen Galerie zu Wien) und eine Berglandschaft mit einem Schloß (im Museum zu Braunschweig).
2) David, der Jüngere, Sohn des vorigen, Maler, geb. 14. Dez. 1610 in Antwerpen, gest. 25. April 1690 in Brüssel, war anfangs Schüler seines Vaters und bildete sich dann unter den Einflüssen von Rubens und Brouwer weiter. 1633 wurde er in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen und um 1650 als Hofmaler nach Brüssel berufen. T. ist der fruchtbarste der flämischen Bauernmaler, der sich jedoch von seinen Kunstgenossen durch eine maßvollere, minder derbe und ausgelassene Auffassung der bäuerlichen Vergnügungen unterschied. Seine Bilder sind durch gemütlichen Humor, eine reiche, wohldurchdachte Komposition, eine leuchtende, frische, bisweilen an das Bunte streifende Färbung, durch geistreiche Charakteristik und Lebendigkeit der Darstellung ausgezeichnet. Außer Bauerntänzen, Dorfkirmessen, Schlägereien und Wirtshausszenen malte er genrehaft aufgefaßte Szenen aus der Bibel, phantastische Szenen, wie die Versuchung des heil. Antonius, Alchimisten in ihren Laboratorien, Barbier- und Wachtstuben mit Soldaten, das Tun und Treiben der Menschen parodierende Tierstücke (Affen, Katzen etc.), Landschaften mit Figuren u. dgl. m. Anfangs in einem kräftigen, bräunlichen Ton malend, eignete er sich in seiner besten Zeit einen warmen Goldton an, an dessen Stelle seit etwa 1650 ein seiner Silberton trat. Er hat etwa 800 Bilder hinterlassen, von denen sich 52 im Pradomuseum zu Madrid, 40 in der Eremitage zu Petersburg, 35 im Louvre zu Paris etc. befinden. Hervorgehoben seien: ein Alchimist, die Puffspieler, der Künstler mit seiner Familie, Versuchung des heil. Antonius, flämische Kirmes und die Marter des Reichen im Fegefeuer (im Berliner Museum), die Kirmes im »Halbmond«, das Rauchkollegium, die Würfler, die Befreiung Petri aus dem Gefängnis und der Zahnarzt (in der Galerie zu Dresden), die Bauernküche (in den Uffizien zu Florenz), eine Wachtstube, eine Schützengesellschaft vor dem Rathaus zu Antwerpen, das Wirtshaus zum Engel, ein Raucher und ein Hochzeitsmahl (in der Eremitage zu St. Petersburg), die Tricktrackspieler, die Belustigung im Wirtshaushof, zwölf Bilder aus Tassos »Befreitem Jerusalem« und Affen- und Katzenszenen (im Museum zu Madrid), der verlorne Sohn unter den Dirnen, die Verleugnung Petri, die Reiherjagd des Erzherzogs Leopold Wilhelm und der Raucher (im Louvre zu Paris), der Tanz in der Wirtsstube und eine Bauernhochzeit (in der Münchener Pinakothek), eine Räuberszene, das Brüsseler Vogelschießen und Abrahams Dankopfer (in der kaiserlichen Galerie zu Wien), die Ausstellung Christi und zwei feierliche Einzüge der Erzherzogin Isabella (in der Kasseler Galerie).
T. war Direktor der Gemäldegalerie des Erzherzogs Leopold Wilhelm, die 1657 nach Wien kam, und hat mehrfach ihr Inneres mit getreuer Nachbildung des Stiles der einzelnen Bilder gemalt (Darstellungen dieser Art in Brüssel, München und Wien). Er hat auch radiert (s. das Monogramm). – Sein Bruder Abraham T. (1629–70) hat Bauern- und Tierszenen in ähnlicher Art gemalt. Vgl. Rosenberg, T. der Jüngere (Bielef. 1895).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.