Szilágyi

Szilágyi

Szilágyi (spr. ßílādji), 1) Alexander von, ungar. Geschichtschreiber, geb. 30. Aug. 1827 in Klausenburg, gest. 12. Jan. 1899 in Budapest, wirkte von 1853–67 am reformierten Kollegium von Nagy-Körös und dann als Direktor der Budapester Universitätsbibliothek. Seine überaus zahlreichen Arbeiten (in magyarischer Sprache) befassen sich mit der Geschichte Siebenbürgens; so: »Geschichte Siebenbürgens« (1866, 2 Bde.); »Monumenta Comitialia Transylvaniae. 1540–1699« (1875–96, 21 Bde.); »Geschichtliche Denkmäler aus der Türkenzeit« (1863 bis 1873, 9 Bde.); »Urkundensammlung zur Geschichte der schwedischen und französischen Bündnisse Georg Rákóczis I.« (1873); »Urkundensammlung zu den diplomatischen Verbindungen Georg Rákóczis II.« (1874); »Briefwechsel der beiden George Rákóczi« (1875); »Urkundensammlung des Peter Alvinczy 1685–1689« (1870–87, 3 Bde.). Ferner schrieb er Biographien: Gabr. Báthory (1867), Siegmund Rákóczi (1886), Georg Rákóczi II. (1891) und Georg Rákóczi I. (1893). Auch gab er die Werke des Historikers Szamosközy (4 Bde.), Rozsnyais (1 Bd.), mit Jul. Pauler »Die Quellen der ungarischen Landeseroberung« (1900) und unter Mitwirkung andrer die »Geschichte der ungarischen Nation« (1894–98, 10 Bde). heraus. Deutsch erschienen mehrere seiner Arbeiten in der »Ungarischen Revue«. Vgl. die Denkrede von Arpád Károlyi (Budap., Akademie 1900).

2) Desider von, ungar. Staatsmann, geb. 1. April 1840 in Großwardein, gest. 31. Juli 1901 in Budapest, beendigte die in Wien begonnenen Rechtsstudien in Pest, wo er auch die Advokatenpraxis ausübte und sich daneben mit Journalistik beschäftigte. 1867 wurde er dank seines sehr großen juristischen Scharfsinnes und seiner Rednergabe Sekretär, bald Sektionsrat im Justizministerium, wo er dann als Ministerialrat namentlich mit kodifikatorischen Arbeiten betraut war. Minister Balth. Horváth entsendete ihn auch auf eine Studienreise nach England. Seit 1871 gehörte er dem Abgeordnetenhaus an und übernahm 1874 die Lehrkanzel für Strafrecht und Politik an der Budapester Universität. Als Parlamentarier zeichnete sich S. vom Beginn durch eine ungewöhnliche Beredsamkeit aus; seine Reden sind überdies Muster dialektischer Gewandtheit und scharfer logischer Beweisführung. Bis 1877 war er Mitglied der Regierungspartei, wurde dann mit dem Grafen Albert Apponyi (s. d. 3) Führer der vereinigten Linken, von der er jedoch im März 1886 ausschied, um eine Zeitlang als gefürchteter »Wilder« außerhalb der Parteien zu bleiben, und kehrte schließlich wieder zur liberalen Regierungspartei zurück. 1889 übernahm er das Justizportefeuille im Kabinett Tisza. Seine Reformarbeiten betrafen zumeist den Stand der richterlichen Beamten und Staatsanwälte und die Reorganisation der Gerichtshöfe. Die königliche Tafel dezentralisierte er und bereitete die Reform der Strafgesetzordnung und des Strafrechts vor. Unter Wekerle 1892 bis Januar 1895 Justizminister, trat er entschieden für Einführung der Zivilehe ein und wurde dann unter Bánffy zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt, legte aber im Dezember 1898 das Präsidium nieder und schied bis zum Sturz Bánffys aus der liberalen Partei aus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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