- Steine [2]
Steine (Konkremente), in der Medizin Ablagerungen anorganischer Massen, namentlich von Kalksalzen der Oxal- und Harnsäure und Cholesterin, die sich in Hohlräumen oder Flüssigkeit führenden Kanälen unter krankhaften Verhältnissen bilden und ablagern. Sie kommen vor in der Harnblase (Harnstein), in der Gallenblase und in den Gallengängen (Gallenstein), im Darm (Darm- oder Kotsteine), in der Harnröhre, in der Vorsteherdrüse, in den Nieren (Nierenstein), den Bronchien, in den Speichelgängen u. a. O. Sie entstehen infolge von Katarrhen der betreffenden Schleimhäute, oder infolge einer Veränderung der Absonderung, oder als Niederschläge um von außen eingedrungene Fremdkörper herum und zeigen dann streng konzentrische Schichtung. Sie sind bisweilen sehr klein. in der Harnblase des Menschen kommen aber S. bis zu 500 g und darüber vor, im Darm von Pferden Kotsteine bis zu 5 kg. Kotsteine, durch Niederschläge auf kleine Nahrungsreste gebildet, kommen nicht selten im Wurmfortsatz des Blinddarmes beim Menschen vor und erzeugen gefährliche Blinddarmentzündung. Gallensteine finden sich einzeln oder zu mehreren (Tausende) in der menschlichen Gallenblase. Form und Größe der S. richten sich zunächst nach dem Raum und der Nachbarschaft, werden aber dadurch nicht endgültig bestimmt, vielmehr vergrößert sich der Stein weiter, und sein Druck bringt benachbarte Organteile zum Schwinden. Manche S. sind formlose Klumpen ohne innere Schichtung, manche haben eine höckerige, unregelmäßige Oberfläche, die meisten zeigen abgerundete Flächen, auch zierliche Facetten (besonders kleine S., die zu mehreren nebeneinander liegen), und manche sind wie abgeschliffen. S. machen oft vorübergehend oder dauernd Schmerzen, sie bedingen Katarrhe und Verschwärungen, die meist unter den lebhaftesten Schmerzen in sogen. Koliken verlaufen; sie beeinträchtigen das Durchströmen des normalen Inhalts der Höhlungen oder behindern es ganz; durch Verschluß des Abflußrohrs eines Drüsenteils oder einer ganzen Drüse veranlassen sie mehr oder weniger schwere, oft lebensgefährliche Störungen. Werden sie nicht aufgelöst oder ausgestoßen, so müssen sie durch Operationen entfernt werden. Schwierig ist oft die Erkennung von Steinen in tiefliegenden Organen. Hier hat die Anwendung der Röntgenstrahlen große Fortschritte gebracht.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.