Spontīni

Spontīni

Spontīni, Gasparo, Komponist, geb. 14. Nov. 1774 in Majolati bei Jesi (Mark Ancona), gest. daselbst 24. Jan. 1851, erhielt seine Ausbildung durch Sala und Tritto in Neapel und debütierte 1796 in Rom mit der Oper »I puntigli delle donne«, die mit Beifall aufgenommen wurde. Diesem Werk folgte für verschiedene italienische Theater eine Reihe von Opern, die sich jedoch von dem damals in Italien landläufigen Stil in nichts unterschieden. In Paris, wohin er sich 1803 wandte, fand er anfangs keinen Boden, erregte aber die Aufmerksamkeit des Dichters Jouy, der ihm zunächst einen Einakter: »Milton«, zur Komposition übergab, der gut aufgenommen wurde. Mit einen Schlag aber war S. der Held des Tages, als er mit der Komposition der ebenfalls von Jouy gedichteten großen Oper »Die Vestalin« hervortrat, die am 15. Dez. 1807 zur Ausführung kam. Das Nationalinstitut erkannte dem Meister den von Napoleon I. gestifteten Preis von 10,000 Frank zu. Die 1809 folgende Oper »Ferdinanz Cortez« fand gleichfalls enthusiastische Ausnahme. Im nächsten Jahr erhielt S., nachdem er schon 1805 Direktor der Kammermusik der Kaiserin Josephine geworden war, die Direktion des italienischen Theaters; doch legte er dieses Amt schon nach zwei Jahren wieder nieder, und mit dem Sturz des Kaiserreichs verlor S. auch seine Stellung bei Hof. Sein nächstes großes Werk: »Olympia«, ging im Dezember 1819 zum erstenmal in Szene, fand jedoch nicht den entschiedenen Beifall wie die beiden vorhergehenden Opern. Den Höhepunkt erreichte Spontinis Ansehen 1820, wo ihn der König von Preußen als Generalmusikdirektor nach Berlin berief. Hier übte er über 20 Jahre eine unbeschränkte Herrschaft über die Berliner Opernbühne aus und steigerte durch straffe Disziplin die Leistungsfähigkeit derselben ganz außerordentlich, machte sich aber durch despotisches, von maßlosem Eigendünkel getragenes Wesen so mißliebig, daß schließlich bei Gelegenheit einer von ihm geleiteten Ausführung des »Don Juan« eine gegen ihn gerichtete stürmische Demonstration des Publikums ihn 1842 zwang, sein Amt niederzulegen, worauf er nach Paris zurückkehrte. Die drei »Hofopern«, die er in Berlin schrieb (»Nurmahal«, »Alcidor« und »Agnes von Hohenstaufen«), blieben hinter seinen drei vorhergegangenen Werken weit zurück. 1844 unternahm er eine Reise nach Italien, wo ihn der Papst zum Grafen Sant' Andrea ernannte. Infolge der politischen Wirren kehrte er endlich 1848 für immer in sein Vaterland zurück. Die »heroische Oper« Spontinis, in der sich unleugbar das bombastische Wesen der Napoleonischen Ära spiegelt, ist hervorgegangen aus der weitern Steigerung des Pathos der Opern Glucks und seiner Nachfolger (Vogel, Cherubini, Le Sueur) und bildet ihrerseits die Überleitung zu der vollends in äußerlicher Schaustellung ausartenden Ausstattungsoper Meyerbeers. Vgl. Robert, Gasparo S. (Berl. 1883); R. Wagner, Erinnerungen an S. (»Gesammelte Schriften«, Bd. 5).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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