- Sheridan
Sheridan (spr. schérrĭdĕn), 1) Richard Brinsley, engl. Dichter und Parlamentsredner, geb. 30. Sept. 1751 in Dublin, gest. 7. Juli 1816 in London, war Sohn des als Schauspieler und Verfasser eines englischen Wörterbuches bekannten Thomas S. (gest. 1788 in Margate) und studierte im Middle Temple die Rechte; doch führte ihn die Verheiratung mit Miß Linley, einer Schauspielerin des Drurylane-Theaters der Laufbahn des dramatischen Dichters zu: er kaufte mit zwei andern die Direktion jenes Theaters. 1780 in das Parlament gewählt, trat er zur Oppositionspartei unter Fox und brachte es, als dieser zur Regierung gelangte, zum Sekretär der Schatzkammer. Unter Pitts Ministerium hielt er als Oppositionsmann eine berühmte Rede gegen Warren Hastings, den ehemaligen Generalgouverneur von Ostindien, wegen dessen Ungerechtigkeit gegen die Fürstinnen von Audh; auch die über Pitts »Perfumery-bill« machte großes Aufsehen. Nach Pitts Ableben 1806 erhielt er wieder ein Schatzmeisteramt. Er ward in der Westminsterabtei beigesetzt. Sein erstes Lustspiel: »The Rivals« (deutsch, Leipz. 1874), fand wenig Beifall; aber die komische Oper »The Duenna« (deutsch von Biltz, Berl. 1872) wurde 75 mal nacheinander gegeben und machte ihren Verfasser berühmt. Byron nannte sie die beste englische Oper, ebenso wie Sheridans »Critic« die beste Farce, seinen Monolog auf Garrick die beste Ansprache, seine Lustspiele »A trip to Scarborough« und »The school for scandal«, 1777, die besten Sittenkomödien. Er bearbeitete auch Kotzebues »Pizarro« für die englische Bühne. Über die kulturhistorische Bedeutung Sheridans hat der Franzose P. Chasles in seinem Buch über England (1846) treffend bemerkt: »Wie Fielding, deckt auch S. in der auf die Macht der Sitte gestellten Gesellschaft die Heuchelei auf, jene Entartung, welche die Sittlichkeit vernichtet, indem sie allzu geflissentlich ihr Banner zur Schau trägt«. Ausgaben der dramatischen Werke Sheridans besorgten Th. Moore (Lond. 1822, 2 Bde.), P. Browne (1873–75, 2 Bde.; 1892), Tauchnitz (Leipz. 1868), H. Morley (Lond. 1890) und G. G. Sheridan (das. 1902, 2 Bde.); seine Reden erschienen London 1816, 5 Bde.; 1842, 3 Bde. Sein Leben beschrieben Watkins (Lond. 1817, 2 Bde.), Moore (das. 1825 u. ö., 2 Bde.), Mrs. Oliphant (das. 1887), C. Sanders (das. 1890) und Rae, Memoir of R. B. S. (das. 1895, 2 Bde.). Vgl. auch »S. and his times, by an Octogenarian« (Lond. 1859, 2 Bde.); Fitzgerald, Lives of the Sheridans (das. 1887, 2 Bde.); Weiß, Richard S. als Lustspieldichter (Leipz. 1889).
2) Philip Henry, nordamerikan. General, geb. 6. März 1831 in Albany (New York), gest. 5. Aug. 1888 in Nonquitt (Massachusetts), wurde 1853 Infanterieleutnant, 1861 Quartiermeister der Armee in Südwestmissouri, 1862 General der Freiwilligen von Ohio, zeichnete sich 1863 bei Chattanooga und Chickamauga aus, ward 1864 Befehlshaber der Kavallerie der Potomacarmee, dann der Shenandoaharmee und im November Generalmajor der regulären Armee. Er siegte über General Early am Opequan (19. Sept.) sowie bei Fisher's Hill (22. Sept.) im Shenandoahtal (s. Shenandoah), vernichtete 19. Okt. die feindliche Shenandoaharmee bei Cedar Creek, siegte über Early 2. Febr. 1865 bei Fishersville und vereinigte sich 26. März mit der Belagerungsarmee Grants vor Petersburg, an dessen Einnahme er wesentlichen Anteil hatte. Hierauf warf er Lee über den Appomatox zurück und führte zu dessen Kapitulation. Nach dem Kriege war S. Kommandeur in verschiedenen Bezirken, wurde 1869 Generalleutnant und 1833 Oberbefehlshaber der Armee der Union. Vgl. »Personal memoirs of general P. H. S.« (New York 1884); Davies, Life of general Phil. S. (das. 1895).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.