- Schilling [2]
Schilling, Johannes, Bildhauer, geb. 23. Juni 1828 in Mittweida, erhielt seine erste künstlerische Bildung auf der Akademie in Dresden, insbes. unter Rietschel, und arbeitete dann zwei Jahre unter Drakes Leitung in Berlin. 1852 nach Dresden zurückgekehrt, führte er in Hähnels Atelier eine Arbeit aus, die ihm das große Reisestipendium der Akademie einbrachte. Nach einem dreijährigen Studienaufenthalt in Italien ließ er sich 1856 in Dresden nieder und wurde 1868 zum Professor an der Kunstakademie ernannt. Seine erste größere Arbeit waren die in Sandstein ausgeführten vier Gruppen der Tageszeiten und das Standbild Sempers auf der Freitreppe der Brühlschen Terrasse in Dresden (s. Tafel »Bildhauerkunst XVI«, Fig. 8 u. 9). Unter den Denkmälern, mit denen er in der Folge betraut wurde, sind das Schillerdenkmal für Wien (1876; s. Tafel »Wiener Denkmäler I«,. Fig. 1), das Kaiser Maximilian-Denkmal für Triest, das Kriegerdenkmal für Hamburg, das Reformationsdenkmal (Luther und Melanchthon) für Leipzig (1883), das Reiterdenkmal des Königs Johann für Dresden (1889), die Denkmäler Kaiser Wilhelms I. für Dortmund und Wiesbaden und das Bismarckdenkmal für Wiesbaden (1901) hervorzuheben, vor allem aber das Nationaldenkmal auf dem Niederwald, dessen Ausführung ihn von 1877–84 beschäftigte. Es besteht aus der kolossalen Figur einer Germania (s. die Abbildung bei »Germania«), den Figuren des Krieges und des Friedens, des Rheins und der Mosel, einem großen Relief mit der Wacht am Rhein und zwei kleinern Reliefs mit dem Auszug und der Heimkehr der Krieger (s. Tafel »Bildhauerkunst XVI«, Fig. 2 u. 3), sämtlich in Bronze gegossen. Seine Kolossalgruppe des Dionysos und der Ariadne auf panthergezogenem Wagen schmückt, in Erz ausgeführt, die Hauptfront des Hoftheaters in Dresden. Außerdem schuf er unter anderm die Marmorstatue des Pheidias (Museum in Leipzig), eine Reihe anmutiger, im Geiste der Antike erfundener Reliefs und zahlreiche Bildnisse. Ein reiner Schönheitssinn, eine reiche Anmutsfülle und sorgfältige Durchbildung der Form zeichnen seine Arbeiten aus. Ein großer Teil der Modelle dazu sind in einem besondern Schilling-Museum in Dresden vereinigt. Bei seinem Ausscheiden aus dem Lehramt 1906 erhielt er den Titel Exzellenz.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.