Scheiner

Scheiner

Scheiner, 1) Christoph, einer der ersten Beobachter der Sonnenflecke, geb. 25. Juli 1573 zu Wald bei Mindelheim in Schwaben, gest. 18. Juni 1650 in Neiße, trat 1595 in den Jesuitenorden, lehrte in Ingolstadt, Freiburg und Innsbruck und wurde 1623 Rektor des Jesuitenkollegs zu Neiße in Schlesien. 1624 ging er nach Rom, 1633 nach Wien und kehrte erst 1639 nach Neiße zurück. Den ersten Sonnenfleck beobachtete er 21. März 1611 in Ingolstadt; da ihm aber sein Provinzial Busäus Stillschweigen auferlegte, weil Aristoteles der Sonnenflecke nicht Erwähnung getan, so berichtete S. erst 12. Nov., 13. und 26. Dez. 1611 über seine Entdeckung in drei Briefen an den gelehrten Ratsherrn Markus Welser in Augsburg, der sie 1612 ohne Wissen des Verfassers u. d. T.: »Apelles latens post tabulam« drucken ließ. Diese Schrift gab Anlaß zu einem Prioritätsstreit mit Galilei. S. baute ein eignes Instrument zu den Sonnenbeobachtungen, machina helioscopica genannt, ein Fernrohr mit Blendglas und parallaktischer Ausstellung. Die Resultate seiner langjährigen fleißigen Beobachtungen hat er in dem Werk »Rosa ursina, sive Sol« (Brazza 1626–30) niedergelegt. Auch die Erfindung des Pantographen rührt von S. her (»Pantographice, seu ars delineandi res quaslibet per parallelogrammum seu cavum mechanicum mobile«, Rom 1631). Vgl. v. Braunmühl, Christoph S. (Bamb. 1891).

2) Julius, Astronom, geb. 25. Nov. 1858 in Köln, studierte seit 1878 in Bonn, wurde 1881 Assistent an der Sternwarte in Bonn, 1887 Assistent und 1894 Observator am astrophysikalischen Observatorium in Potsdam, 1895 Professor der Astrophysik an der Universität in Berlin. Er schrieb: »Untersuchungen über den Lichtwechsel Algols« (Bonn 1882); »Die Spektralanalyse der Gestirne« (Leipz. 1890); »Der große Sternhaufen im Herkules, Messier 13, nach Aufnahmen am Potsdamer photographischen Refraktor« (Berl. 1892); »Untersuchungen über die Spektra der hellern Sterne« (Leipz. 1895); »Ausmessung des Orionnebels nach photographischen Aufnahmen« (das. 1896); »Die Photographie der Gestirne« (das. 1897, mit Atlas); »Strahlung und Temperatur der Sonne« (das. 1899); »Der Bau des Weltalls« (2. Aufl., das. 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Scheiner-Grad —   [nach dem Astrophysiker Julius Scheiner, * 1858, ✝ 1913], früher Maßangabe über die Empfindlichkeit fotografischen Aufnahmematerials, ermittelt mit dem Scheiner Sensitometer (Sensitometrie) …   Universal-Lexikon

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