Santiago [2]

Santiago [2]

Santiago, 1) (S. de Chile) Hauptstadt der Republik Chile und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz (s. oben), unter 33°27´ südl. Br. und 70°41´ westl. L., 569 m ü. M., durch Eisenbahn mit Valparaiso (187 km) sowie mit Santa Rosa an der transandinischen Bahn, ferner mit Concepción und Valdivia verbunden, an beiden Ufern des von sechs Brücken überspannten Mapocho (Nebenfluß des Maipó), der in der Stadt kanalisiert und mit breiten Kaimauern eingefaßt ist, im Sommer sehr wenig Wasser enthält, nach Regen und bei Schneeschmelze aber gewaltig anschwillt, in fruchtbarer, trefflich angebauter Umgebung, angesichts der mit ewigem Schnee bedeckten Andenkette, inmitten der weiten Ebene des chilenischen Längstales. Beträchtlich sind die Thermometerschwankungen (an einem Tage zwischen -2 und +22°). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 13,2° (Januar 19,28, Juli 7,30°), doch hat man Extreme von 32,9 und -4,3° beobachtet. Der Regenfall ist gering (an 45 Regentagen 328 mm), 1860–81 registrierte man 21 Erderschütterungen. Daher besteht die Stadt meist aus einstöckigen Häusern aus Luftziegeln und elenden Hütten. In neuerer Zeit sind aber außer den öffentlichen Gebäuden auch viele private von mehreren Stockwerken aus den festesten Materialien errichtet worden. Inselartig erheben sich aus dem Häusermeer kahle Porphyrhügel, darunter der 637 m (60–70 m über der Stadt) hohe Cerro Santa Lucia mit eigenartigen Anlagen. Mitten durch S. zieht die 74–100 m breite, 6,4 km lange Alameda, von 4–6 prächtigen Baumreihen beschattet und mit Fahrwegen auf beiden Seiten. Das lebhafteste Getriebe konzentriert sich indes bei der Plaza de Armas, mit dem Post-, Intendantur- und Munizipalgebäude, der Kathedrale, dem erzbischöflichen Palast und von Arkaden mit reich ausgestatteten Läden umgeben. Die 115 m lange, 150 m tiefe Moneda (Münze) enthält die Wohnung des Präsidenten, sämtliche Ministerien, die Staatskasse, Münze, Staatsschuldenverwaltung und das Staatsarchiv. Unter den 24 Kirchen und Kapellen zeichnet sich aus die Dominikanerkirche in der Vorstadt Chimbo mit weißen Marmorsäulen und die restaurierte Kirche der Nonnen von Santa Clara; auch gibt es eine protestantische englisch-amerikanische und eine deutsche Kirche Es gibt in S. 15 Klöster. An der Stelle der 1863 niedergebrannten Jesuitenkirche hat man den 2000 Opfern des Brandes ein Denkmal errichtet. S. zählte 1885: 189,332,1903 hingegen 334,538 Einw., darunter viele Deutsche, Franzosen, Engländer, Nordamerikaner, Italiener, Argentinier, wenige Spanier, aber gar keine Neger. Die Stadt ist Sitz des Präsidenten der Republik, der Ministerien, eines Erzbischofs, des obersten Gerichtshofes, eines Appellgerichts, aller Gesandten und vieler Konsuln, auch eines deutschen, und hat eine starke Garnison. Die Deutschen haben einen Deutschen Verein, Deutschwissenschaftlichen Verein u.a. Der Handel ist bedeutend. Gewerblich am wichtigsten sind Tuchfabriken, Maschinenbau, Kornmühlen, Brauereien, Brennereien, Schiffszwiebackbäckereien, Gerbereien, Goldschmiedearbeiten, Lederwaren (Sättel) etc. Zahlreiche Trambahnen durchziehen die Straßen, Telephonverbindung besteht in ausgiebigem Maß. An der Spitze der Unterrichtsanstalten steht eine von Jesuiten 1743 gegründete Universität mit vielen deutschen Dozenten und 1000 Studenten, Fakultäten für Rechts- und Ingenieurwissenschaften; mit ihr ist eine Maler- und Bildhauerschule verbunden. Außerdem bestehen eine Medizinische Schule, ein Konservatorium der Musik, Gewerbeschule, Militärakademie, eine höhere Landwirtschaftliche Schule mit großer Musterfarm, Bergwerksschule, Hebammenschule, erzbischöfliches Seminar für Geistliche, großartig eingerichtetes Realgymnasium (Nationalinstitut) mit 1200 Schülern und einer Bibliothek von 15,000 Bänden, das Liceo da S. und das Instituto pedagogico, beide mit deutschen Lehrern, zwei nach deutschem Muster eingerichtete Lehrerseminare, Schulen der Jesuiten und der Brüderschaft vom Herzen Jesu, Nationalmuseum, Sternwarte, Botanischer und Zoologischer Garten, Bibliothek von 70,000 Bänden. Der Unterhaltung dienen mehrere Theater, darunter ein schönes Opernhaus, ein Zirkus für Hahnenkämpfe, mehrere Klubs, eine Pferderennverein, der Wohltätigkeit 2 große Krankenhäuser, ein Findelhaus, ein Waisenhaus, eine Irrenanstalt, ein Armenhaus und eine Taubstummenanstalt. An der Spitze der Verwaltung stehen der von der Regierung ernannte Intendant der Provinz und ein Munizipalrat. Die Stadt wurde 1541 von Valdivia gegründet. In der Nähe von S. siegten 5. April 1818 die Chilenen unter O'Higgins über die Spanier, wodurch die Unabhängigkeit Chiles begründet wurde. Vgl. H. Kunz, Chile und die deutschen Kolonien (Leipz. 1891). – 2) (S. de los Caballeros) Stadt in der Dominikanischen Republik (Insel Haiti), am Yaqui und am Westrande der Vega Real, 180 m ü. M., mit Kathedrale, Fabrikation von Zigarren (für Hamburg), Tabakhandel und 8000 Einw.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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