- Rubĭazeen
Rubĭazeen, dikotyle Familie aus der Ordnung der Rubiinen, meistens Sträucher und Bäume, bisweilen auch Kräuter mit gegenständigen oder durch die Ausbildung der Nebenblätter scheinbar quirlständigen Blättern. Die Blüten (s. Abbildung, S. 212) sind meist zwitterig, strahlig, vier- bis fünfgliederig und stehen meist in kreuzgegenständigen Rispen, selten einzeln, achselständig. Der Kelch bildet um den obern Rand des unterständigen Fruchtknotens entweder nur einen abgestutzten oder einen zwei- bis sechsspaltigen oder gezahnten Saum. Die in der Gestalt vielfach wechselnde Blumenkrone hat eine klappige, gedrehte oder dachziegelige Knospenlage.
Die Staubgefäße stehen auf der Blumenkronröhre in gleicher Anzahl und abwechselnd mit den Abschnitten derselben. Der unterständige, meist zweifächerige Fruchtknoten ist auf dem Scheitel mit einem mehr oder minder ausgebildeten, fleischigen Diskus gekrönt und enthält in jedem Fach eine bis viele gewendete, aufrechte oder hängende Samenanlagen an einer rand- oder innenwinkelständigen Samenleiste. Die Frucht ist bisweilen eine zweiknopsige Spaltfrucht mit einsamigen Teilfrüchtchen, häufiger eine Kapsel, Beere oder Steinbeere mit ein- oder vielsamigen Fächern. Die Samen enthalten meist ein reichliches Nährgewebe und einen meist geraden Keimling. Die R. zerfallen in die Unterfamilien: Koffeoideen (Koffeazeen, Gattungen Coffea, Uragoga, Myrmecodia, Nertera, Coprosma, Asperula, Rubia, Galium), mit je einer Samenanlage im Fruchtfach, und Cinchonoideen (Gattungen Cinchona, Uncaria, Gardenia u.a.), mit zahlreichen Samenanlagen; letztere Gruppe umfaßt nur exotische Gattungen. Die Familie zählt an 4500 Arten und ist hauptsächlich in den Tropen vertreten, wo sie einen wesentlichen Bestandteil der Flora ausmacht. Viele sind ausgezeichnet durch eigentümliche Alkaloide (Chinin, Cinchonin, Koffein); auch enthalten sie eigentümliche organische Säuren (Chinasäure, Kaffeesäure). Sie liefern mehrere der wichtigsten und wertvollsten Arzneimittel (Chinarinden von Cinchona-Arten der südamerikanischen Anden, Brechwurzel von der südamerikanischen Uragoga Ipecacuanha), auch wichtige Genußmittel, wie den Kaffee aus den Samen von Coffea arabica und liberica, und Farbstoffe, wie den Krapp aus der Wurzel von Rubia tinctorum. Manche Arten sind als Ameisenpflanzen bemerkenswert. Fossil sind unter andern die Blüten von Sendelia Ratzeburgiana im Bernstein gefunden worden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.