Báthori [1]

Báthori [1]

Báthori, altadliges, nachher fürstliches Geschlecht in Siebenbürgen, dessen sagenhafter Ahnherr (der Schwabe Guthkeled von »Stauf« oder Wenzelin von Wassunburg) einer der deutschen Kriegsleute war, die in Ungarn heimisch wurden und sich nationalisierten. Der Name Bator erscheint zuerst unter König Salomo (1063–74). Briccius, dem Sohn Andreas' von Rakamaz, verlieh König Ladislaus IV. (1272–90) auch die Ortschaft Batur, nach der er sich benannte. Im 14. Jahrh. teilte sich der Stamm in zwei Äste: Somlyó und Ecsed. Stephan II. B. (gest. 1494), Judex curiae und Woiwod von Siebenbürgen, besiegte die Türken am Brotfeld (Kenyérmezö) 1479 und den Prätendenten Johann Corvin 1490. Nikolaus B., in Italien als Humanist gebildet, war 1474–1506 Bischof von Waitzen. Stephan III. (gest. 1535), Befehlshaber von Temesvar, Woiwod Siebenbürgens seit 1491, Besieger Dózsas, 1519 Palatin, 1525 abgesetzt, doch 1526 abermals gewählt, war einer der Hauptgegner Zápolyas, focht bei Mohács mit und hielt später treu zu König Ferdinand I. Stephan (IV.) der »Großfüßige« (Nagylábu), geb. 1533, gest. 2. Mai 1586, der bedeutendste Mann des Hauses, war Feldhauptmann Johann Zápolyas, ward 1571 nach dem Erlöschen des Hauses Zápolya zum Fürsten von Siebenbürgen und im Dezember 1575 zum König von Polen erwählt (s. Stephan), worauf er seinen ältern Bruder, Christoph B., zum Fürsten von Siebenbürgen erwählen ließ. Dessen Sohn Sigismund B., geb. 1572, gest. 27. März 1613, nervenkrank, unselbständig und von Jesuiten geleitet, suchte sich der Türken zu erwehren und verband sich daher mit Kaiser Rudolf II. Nachdem er die adlige Opposition ausgerottet, vermählte er sich 1595 mit Marie Christine, der Tochter des Erzherzogs Karl von Steiermark, und besiegte die Türken bei Giurgevo. Bald darauf trennte er sich zwar von seiner Gemahlin, übergab aber 1597 dem Kaiser Siebenbürgen gegen Oppeln und Ratibor. Doch schon 1598 kehrte er zurück und übertrug die Regierung 1599 seinem Neffen, dem Kardinal Andreas (II.) B. Als dieser ermordet wurde, erlangte Sigismund 1601 von dem Landtag seine Wiedereinsetzung. Da aber der Kaiser diese nicht genehmigte und den General Basta gegen ihn sandte, mußte der 1601 bei Goroszló geschlagene B. 1602 flüchten und lebte seitdem von einem kaiserlichen Jahrgehalt in Böhmen. Sein Veiter Gabriel, Enkel Andreas' I., geb. 1589, regierte seit 1608 ausschweifend und grausam, lebte in Streu mit den Großen des Landes und mit den Sachsen und wurde 27. Okt. 1613 zu Großwardein ermordet, worauf sein Hauptgegner, Gabriel Bethlen, zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt wurde. Der ungarische Romanschreiber Jósika hat den letzten B. zum Helden eines Romans gemacht. Elisabeth B., Gemahlin des ungarischen Grafen Franz Nádasdy, ist berüchtigt durch die Grausamkeit, womit sie jungen Mädchen, die sie zu sich gelockt, Blut abzapfen ließ, um sich darin, vermeintlich zur Verschönerung ihrer Haut, zu baden. Der Palatin Georg Thurzó überraschte 1610 die Gräfin auf frischer Tat. Ein mitschuldiger Diener wurde geköpft, zwei Dienerinnen lebendig verbrannt. Die Gräfin ward zu lebenslänglicher Hast in ihrem Schloß Csejthe im Neutraer Komitat verurteilt, wo sie 1614 starb. Die letzte Fürstin des Hauses B. aus dem Zweige Somlyó war Sophie, Tochter Andreas' (III.), Nichte Gabriels B., nachmals Gattin Georgs Rákóczys II. von Siebenbürgen; sie starb 1680 auf Schloß Munkács.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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