- Pappenheim [2]
Pappenheim, Gottfried Heinrich, Graf von, kaiserlicher Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. 29. Mai 1594 aus der Treutlinger Linie des Geschlechts der von P. auf deren Stammburg, gest. 17. Nov. 1632, besuchte seit 1608 die Hochschule Altorf, vollendete seine Studien in Tübingen und bereiste später Frankreich, England, Spanien und Italien. 1614 nach Deutschland zurückgekehrt, trat er zur katholischen Kirche über und ward vom Kaiser Matthias zum Reichshofrat ernannt. Doch zog es ihn zum Kriegshandwerk. Nachdem er im Heer des Königs Siegmund von Polen gedient und den falschen Demetrius auf seinem Zuge nach Rußland unterstützt hatte, trat er in die Dienste des Kurfürsten Maximilian von Bayern, zog 1620 unter Tilly nach Böhmen, kämpfte mutig in der Schlacht am Weißen Berg, blieb schwerverwundet auf dem Schlachtfelde liegen und wurde erst am nächsten Tage gerettet. Auf dem Reichstag in Regensburg (1623) schlug ihn der Kaiser persönlich zum Ritter, machte ihn zum Chef eines Kürassierregiments (der berühmten Pappenheimer, zum geflügelten Wort geworden durch Schillers »Wallensteins Tod«, III, 15) und stellte ihn in der Lombardei an die Spitze der spanischen Reiterei (1623–26). Von Maximilian zurückgerufen, dämpfte er 1626 in vier blutigen Treffen (bei Efferding, Gmunden, Vöcklabruck und Wolfseck, 15.–30. Nov.) den Bauernaufstand in Oberösterreich, nahm hierauf an dem niedersächsisch-dänischen Kriege teil und ward nach Wallensteins erster Abdankung und Tillys Ernennung zum kaiserlichen Generalissimus unter dessen Befehlen General der Kavallerie. An Magdeburgs Erstürmung 20. Mai 1631 hatte er hervorragenden Anteil; wahrscheinlich trägt die Zügellosigkeit seiner Reiter an dem Brande der Stadt die erste Schuld (s. Magdeburg, S. 61). In der Schlacht bei Breitenfeld führte sein Ungestüm die Niederlage Tillys herbei. Dann führte er von Magdeburg aus einen Parteigängerkrieg gegen Banér und die Herzoge Georg von Wolfenbüttel und Wilhelm von Weimar. Hierauf wandte er sich nach dem Niederrhein und Westfalen, vereinigte sich im Oktober 1632 mit 9000 Reitern bei Merseburg mit Wallenstein und zog nach Halle, um von neuem einen Streifzug an den Rhein zu machen, erhielt aber Befehl zur schleunigen Umkehr. Das Eingreifen seiner Leute deckte nach der Niederlage Wallensteins bei Lützen (16. Nov.) den Rückzug der Kaiserlichen nach Leipzig. P. selbst aber war durch zwei Musketenkugeln tödlich verwundet und starb am Tage darauf in Leipzig. Vgl. Heß, Gottfried Heinrich Graf zu P. (Leipz. 1855); Herold, Gottfried Heinrich Graf zu P. (Münch. 1906).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.