Böcklin

Böcklin

Böcklin, Arnold, Maler, geb. 16. Okt. 1827 in Basel, gest. 16. Jan. 1901 in Fiesole bei Florenz, begann, nachdem sich sein künstlerischer Trieb schonfrühzeitig geregt, 1845 seine Studien auf der Düsseldorfer Akademie, wo er sich unter J. W. Schirmer zum Landschaftsmaler ausbildete, studierte dann weiter in Antwerpen und Brüssel nach den alten Meistern und ging 1848 nach Paris und 1850 nach Rom, in dessen Umgebung er landschaftliche Studien machte, die seine künstlerische Richtung fortan bestimmten. Da er in Rom mit seinen Erstlingswerken keine Anerkennung fand, ging er 1856 nach München, wo er mit dem Bilde: Pan im Schilfe (in der Neuen Pinakothek zu München) Aussehen erregte und durch Paul Heyse dem Baron v. Schack empfohlen wurde, der durch zahlreiche Bestellungen B. aus seiner Notlage befreite. 1858 erhielt er den Auftrag, für ein Privathaus in Hannover eine große Saaldekoration zu malen (die Beziehungen des Menschen zum Feuer, jetzt in Berlin). 1860 wurde er als Lehrer an die Kunstschule in Weimar berufen, wo er unter andern den Panischen Schreck für die Schacksche Galerie, die Jagd der Diana für das Museum in Basel und das Schloß am Meer schuf, legte aber schon nach 3 Jahren seine Professur nieder, um einen längern Aufenthalt in Italien zu nehmen. Von 1866–71 hielt er sich in Basel auf, wo er das Treppenhaus des Museums mit mythologischen und ein Privathaus mit biblischen Fresken schmückte und für Schack den von Furien verfolgten Mörder, die Höhle des Drachen und den Ritt des Todes durch eine Herbstlandschaft malte. 1871 ging er wieder nach München und schuf hier in der großen Seeschlange das erste jener zahlreichen Meeresidylle, in denen er bald mit leidenschaftlicher Empfindung, bald mit groteskem Humor das Leben der mythischen Meeresbewohner, Tritonen, Nixen und Seekentauren schilderte. Seine Hauptwerke dieser Gattung sind: Im Spiel der Wellen (in der Neuen Pinakothek zu München), die Meeresstille, das Spiel der Najaden, die Tritonenfamilie und Triton und Nereide (in der Schackschen Galerie). 1874 ließ er sich in Florenz nieder, wohnte dann von 1885–92 in Zürich und danach in Fiesole bei Florenz. B. war in erster Linie Landschaftsmaler und verfügte als solcher über eine große dichterische Kraft, die von einem zauberischen Kolorit getragen wird. In der Behandlung der Figuren war er dagegen nachlässig, und darum haben einige seiner religiösen Gemälde, wie die Pietà (1873, im Museum zu Basel) und die Kreuzabnahme auf Golgatha (1876), verletzend gewirkt. Doch wußte er sich auch auf diesem Gebiet in einer Beweinung des Leichnams Christi durch die Madonna und Engel (1888, in der Nationalgalerie zu Berlin) zu edler Schönheit zu erheben. Oft hat auch die Staffage seine schönsten poetischen Erfindungen beeinträchtigt (z. B. die Insel der Seligen in der Berliner Nationalgalerie und die Frühlingslandschaft mit den drei Grazien), und deshalb sind seine vollkommensten und stimmungsreinsten Schöpfungen die, in denen, wie in der von Seeräubern überfallenen Burg (mehrere Male gemalt), in dem gefesselten Prometheus (1882), der Toteninsel (1883, im Museum zu Leipzig und in mehreren Wiederholungen vorhanden), dem Tanz um die Bacchusstatue, der altrömischen Weinschenke, der landschaftliche Teil überwiegt, oder seine reinen Landschaften, wie z. B. die Frühlingslandschaft (1888), die römische Landschaft, die Ruine am Meer, der Weg zum Bacchustempel und das Heiligtum des Herakles. Von den übrigen Bildern Böcklins, dessen Produktion in dem letzten Jahrzehnt seines Lebens, um den Wünschen der Kunstsammler zu genügen, sehr stark war, sind noch hervorzuheben: Der Kentaurenkampf (im Museum zu Basel), die Meeresbrandung und der geigende Einsiedler (in der Berliner Nationalgalerie), der heilige Hain, Petrarca an der Quelle von Vaucluse und die Pest (beide im Museum zu Basel), Gott Vater zeigt Adam das Paradies, das Schweigen im Walde, Susanna im Bad und der Krieg (die apokalyptischen Reiter). Böcklins Bedeutung liegt in der Kraft seiner schöpferischen Phantasie, die die antike Welt, unterstützt durch einen romantischen Farbenzauber, lebendig zu machen wußte. B. besaß die großen Medaillen der Kunstausstellungen von Berlin und München und war Ehrendoktor der Universität Zürich. Eine Auswahl seiner Werke enthält das von der Photographischen Union herausgegebene B.-Werk (Münch. 1892–1901, 4 Bde., mit Biographie von H. A. Schmid). Vgl. F. H. Meißner, Das Künstlerbuch, Bd. 1: Arnold B. (2. Aufl., Berl. 1898); H. A. Schmid, Arnold B. (das. 1899); R. Schick, Tagebuch-Aufzeichnungen aus den Jahren 1866, 1868, 1869 über Arnold B. (2. Aufl., das. 1902); H. Mendelsohn, B. (das. 1901); Floerke, Zehn Jahre mit B. (2. Aufl., Münch. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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