Neuschottland

Neuschottland

Neuschottland (engl. Nova Scotia), eine der östlichen Provinzen von Kanada (s. d. mit Karte »Britisch-Nordamerika«), zwischen 43–47° nördl. Br und 59°40´-66°25´ westl. L., besteht aus der Halbinsel N., die durch den 20 km breiten Isthmus von Chignecto mit Neubraunschweig zusammenhängt, und der Insel Cape Breton (s. d.), die an der Ostseite durch die schmale Meerstraße Gut of Canso davon getrennt ist, und hat 53,220 qkm Fläche. Die steilen Küsten der Halbinsel sind von zahlreichen Fjordbuchten zerschnitten und reich an guten Häfen, unter denen der 22 km weit landeingreifende von Halifax der vorzüglichste ist. Archäische Gesteine (Granit und Gneis) erscheinen im S. und an der Ostküste nur als die Kerne nordöstlich streichender Falten, an deren Aufbau vorwiegend kambrische, silurische und devonische Ablagerungen beteiligt sind. Schichten des Karbons, zum Teil reich an Steinkohlen, liegen im Norden und auf der Insel Kap Breton übergreifend über den ältern Gesteinen. Jüngere Eruptivgesteine (Basalt) bilden längs der Fundybai mächtige Dämme und Vorgebirge. Sehr verbreitet sind quartäre Glazialbildungen (Geschiebewälle und erratische Blöcke) sowie spärlich bewachsene Felsflächen (barrens) und Torfmoore. Außer Kohlen bietet N. in den Cobequidbergen vorzügliche Eisenerze (Magnetit) und entlang den östlichen Flüssen Goldseifen und Golderzgänge. Das Klima ist feucht, mit kurzem Frühling, sehr heißem Sommer und langem Winter (Halifax: mittlere Jahrestemperatur 6,0°, Januar -5,7°, Juli 17,1', größte Kälte -27,2°, größte Hitze 33,9°), Niederschlagsmenge 143 cm bei 160 Regentagen. Am meinen regnet es von Oktober bis Januar. Die Pflanzen- und die Tierwelt sind wie in Kanada (s. d., S. 529). Die Bevölkerung bezifferte sich 1891 auf 450,396 und 1901 auf 459,574 Seelen (8,6 auf 1 qkm), wovon 233,642 männlich und 225,932 weiblich, 24,402 im Ausland (229 in Deutschland) geboren, 1629 Indianer (Mikmak und Rischibuktu), 5984 Neger. Französischen Ursprungs waren 45,067 (wovon etwa 30,000 Französisch sprachen), deutschen Ursprungs 38,854; Katholiken 129,578, Presbyterianer 106,381, Baptisten 83,233, Anglikaner 66,107, Methodisten 57,490. Die 12,416 öffentlichen Schulen zählten 1902: 2563 Lehrer und 100,887 Schüler, doch gab es 110,425 (24 Proz.) Analphabeten. Es bestehen sechs höhere Schulen, eine Gewerbeschule in Halifax, eine Taubstummen- und eine Blindenanstalt. Der Landbau, der 54 Proz. der Bevölkerung beschäftigt, 292,000 Hektar bestellte Ackerfläche, 454,000 Hektar Weideland und 13,650 Hektar Obstland mit 1,2 Mill. tragenden Äpfelbäumen aufweist, erzeugte 1901: 2,347,598 Bushels Hafer, 248,476 Bushels Weizen, 181,085 Bushels Gerste, 4,394,413 Bushels Kartoffeln, 658,330 Ton. Heu und 2,065,104 Bushels Äpfel. Der Viehstand bezifferte sich 1901 auf 62,508 Pferde, 316,174 Rinder, 285,244 Schafe u. 45,405 Schweine, ein Rückgang gegen 1881. In neuerer Zeit hat man sich der Fabrikation von Butter und Käse für die Ausfuhr zugewendet. Die Waldungen liefern bedeutende Mengen von Sägeholz für die Ausfuhr. In der Reederei (1903 mit 2069 Schiffen von 216,052 Ton., darunter 183 Dampfer von 22,418 T.) und in dem Ertrage der Fischerei an Stockfischen, Heringen, Makrelen, Hummern etc. (1902: 7,351,753 Doll.) steht N. allen andern kanadischen Provinzen voran, ebenso im Steinkohlenbergbau (1903: 5,140,000 metr. Ton., d.h. 71 Proz. vom Ganzen), während an Gold 1902: 627,357 Doll., an Eisenerz nur 16,172 T. (1895: 83,792 T.) gewonnen wurden. Die Einfuhr (Mehl, Tee, Zucker etc.) betrug 1903: 13,525,276, die Ausfuhr (Kohle, Fische, Bauholz, Vieh, Butter) 17,016,554 Doll. Der bei weitem wichtigste der 26 Häfen ist Halifax. Unter den Eisenbahnen ist die 1885–86 erbaute Schiffseisenbahn über die Landenge von Chignecto (28 km) bemerkenswert. An der Spitze der Verwaltung steht ein Leutnant-Gouverneur mit 7 Ministern, das Oberhaus (Legislative Council) zählt 21, das Unterhaus (Legislative Assembly) 38 Mitglieder. In das Bundesparlament zu Ottawa sendet N. 10 Senatoren und 18 Abgeordnete. Die Einkünfte der Provinz betragen (1903) 1,243,581, die Ausgaben 1,177,331 Doll. N. zerfällt in 18 Distrikte. Hauptstadt ist Halifax (s. d. 2). – Die Küsten Neuschottlands wurden, nachdem die Entdeckung durch die Norweger (s. Vinland) wieder vergessen war, 1498 von neuem durch den Italiener Sebastiano Caboto in englischem Dienst entdeckt. N. ist das frühere Acadia (s. Akadien) der nordamerikanischen Indianer. Die erste Niederlassung erfolgte durch die Franzosen 1604, eine zweite 1606 durch die Niederländer zu Annapolis; die letztere wurde 1613 von den Engländern zerstört. Letztere nahmen nun das Land in Besitz, traten es 1632 den von Kanada aus sich hier ausbreitenden Franzosen wieder ab, eroberten es jedoch 1654 unter Cromwell zurück. Nach mehreren Wechselfällen kam N. 1713 für immer zu England.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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