- Meng-tse
Meng-tse (»Lehrer Meng«, latinisiert Mencius), chines. Sittenlehrer, der konfutsianischen Schule angehörig, geb. 372 v. Chr. in der heutigen Provinz Schantung, gest. daselbst um 289, bekleidete mehrere Jahre lang das Amt eines Ratgebers am Hof des Fürsten Siuen in Tse, dann ähnliche Stellungen in andern Staaten, zog sich endlich in seine Heimat zurück, um sein System auszubilden und sich Schüler heranzuziehen. Meng-tses Lehren befassen sich vorwiegend mit zwei großen Gegenständen: dem Verhältnis der Regenten zu den Regierten und der moralischen Natur des Menschen. In ersterer Beziehung stellt er als obersten Grundsatz auf: das Volk ist das wichtigste Element in einer Nation; erst nach dem Volke kommt das Reich und erst in dritter und letzter Reihe der Fürst. In ethischer Hinsicht nimmt M. ursprüngliche Güte der menschlichen Natur an und tritt ebenso der Philosophie des Egoismus, die Yang Tschu lehrte, entgegen wie der von Mihtse gepredigten allgemeinen Menschenliebe, die ihm unverträglich schien mit der besondern Liebe, die man den Eltern schulde. Mengtses Lehren wurden von seinen Anhängern in der Form von Dialogen im »Buch des M.«, dem vierten der sogen. »Sseschu« (»Vier Bücher«) ausgezeichnet; es ist öfters, unter anderm ins Lateinische von Julien (Par. 1824, 2 Bde.), ins Englische von Legge (»Life and works of Mencius«, Lond. 1875) und ins Französische von Pauthier (Par. 1841), übersetzt worden. Ausgaben von Julien und Legge (in den »Chinese Classics«, Bd. 2, 2. Aufl., Oxf. 1894). Vgl. Faber, Lehrbegriff des Philosophen Mencius (Elbers. 1877).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.