- Martinitz
Martinitz, böhm. Adelsgeschlecht, dessen Name sich an die Burg M. bei Wotitz knüpft, und das seit Markwart (ca. 1413–48) sich mit Sicherheit verfolgen läßt. Dessen Sohn Johann Boŕita (gest. 1479) war 1453–61 Obersthofmarschall und später Obersthofmeister König Georgs von Böhmen und Burggraf auf Brüx. Bořita blieb dann längere Zeit der Familienname des Geschlechts. Der eigentliche Begründer des Glanzes des Hauses wurde Jaroslaw Bořita von M., genannt »Smečansky« nach der Familienburg Smečno, geb. 6. Jan. 1582, gest. 21. Nov. 1649. Mit 21 Jahren kaiserlicher Rat, 1609 Hofmarschall, erlangte er als eifriger Katholik und Günstling Slawatas 1617 das Burggrafenamt auf dem Karlstein und wurde Mitglied der königlichen Statthalterschaft. Der protestantischen Oppositionspartei nächst Slawata am meisten verhaßt, ward er 23. Mai 1618 mit diesem und dem Sekretär Fabricius aus dem Fenster des Prager Schlosses in den Burggraben hinabgeworfen. Er kam glücklich mit dem Leben davon, fand bei der Gräfin Polyxena Lobkowitz ein Asyl und floh noch am selben Abend aus Prag nach München. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1621 in den Reichsgrafenstand erhoben, erwarb er eine Anzahl der konfiszierten Güter, ward 1624 Oberstlandrichter, 1625 Oberstlandkämmerer, 1628 Obersthofmeister und 1638 Oberstburggraf Böhmens. Bei der Überrumpelung Prags durch die Schweden (12. Juli 1648) wurde M. verwundet und gefangen genommen. – Sein erster Sohn, Georg Adam I. (geb. 1602, gest. 6. Nov. 1651), seit 1644 Oberstkanzler von Böhmen und gleich dem Vater Ritter des Goldenen Vlieses, starb kinderlos; sein zweiter Sohn, Bernhard Ignaz (gest. 7. Jan. 1685), seit 1651 Oberstburggraf und Statthaltereirat, verlor früh seinen einzigen Sohn. So kam das Fideikommiß an die Seitenverwandtschaft. – Der letzte Sproß des Hauses M. im Mannesstamm ist Franz Karl, Graf von M., gest. 29. Nov. 1789 in Kosmanos, dessen Tochter Maria Anna 1791 den Grafen Karl Jos. von Clam, Freiherrn von Höckenberg, ehelichte und 1792 die Vereinigung der Wappen und Namen Clam-Martinitz bewirkte.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.